David Aebischer will mit Lugano den nächsten Schritt machen
David Aebischer unterschrieb letzten Herbst einen Fünfjahresvertrag mit dem HC Lugano. Im Tessin will er dem Klub dabei helfen, an alte Erfolge anzuknüpfen.
«Der Sommer wird gefühlt immer kürzer», sagt David Aebischer während des Telefonats und lacht. Im Interview spricht der 23-jährige Freiburger über die Gründe für seinen Wechsel in die Südschweiz, warum eine Rückkehr zu Gottéron für ihn keine Option war und welche Ziele er mit den Bianconeri hat.
David Aebischer, über die sozialen Medien des Klubs haben Sie sich den Tifosi auf Italienisch vorgestellt – sind Sie der Sprache schon mächtig?
Dank meiner Mutter spreche ich Spanisch (sie stammt aus Peru – Red.), da fällt es einem einfacher, Italienisch zu lernen. Ich habe mich schon einige Zeit damit beschäftigt und beginne sicherlich nicht bei null. Ein paar Wörter kenne ich bereits, aber es ist nicht so, dass ich eine tiefgründige Diskussion führen könnte.
Die Basis ist aber da. Ich beherrsche schon ein paar Sprachen, wenn noch eine weitere hinzu- kommt, dann ist das umso besser für mich. Das hilft dir überall, nicht nur im Eishockey. Und mir ist es wichtig, mit den Leuten sprechen zu können, um in eine neue Kultur hineinzufinden.
Konnten Sie sich im Tessin bereits etwas einleben?
Nachdem ich den letzten Cut für das WM-Aufgebot nicht geschafft hatte, bin ich seit etwa Mitte Mai hier und habe mit einigen Spielern das Sommertraining bestritten. Es ist also nicht mehr alles neu, und ich konnte mich schon einleben und die Tessiner Kultur kennenlernen.
Ich freue mich sehr auf diese Herausforderung. Neuer Ort, neues Team – es gibt viel zu lernen, und du musst deinen Platz erkämpfen.
In den drei Saisons bei den Rapperswil- Jona Lakers machten Sie eine starke Entwicklung durch, an Angeboten wird es kaum gemangelt haben. Weshalb fiel Ihre Wahl auf den HC Lugano?
Es spielten viele Faktoren eine Rolle. Der wichtigste war, dass meine Ziele mit denen des Vereins übereinstimmen. Lugano hatte schon immer gute Teams, konnte das auf dem Eis aber irgendwie nicht umsetzen. Diese Ausgangslage hat mich gereizt.
Ich war bisher immer in Klubs, die einen Prozess und einen Neuaufbau gestartet haben. Lugano hat grosse Ambitionen, grössere als Rapperswil, das habe ich gesucht. Wir wissen, dass wir viel Potenzial haben, gleichzeitig sind andere Teams ganz oben. Dorthin zu kommen, ist das Ziel.
Tatsächlich war der Ruf der Tessiner zuletzt nicht der Beste, mit dem jungen Schweizer Trainer Luca Gianinazzi und dem Einbau von jungen Spielern scheint nun aber eine Strategie ersichtlich...
Wie gesagt, hätte ich Negatives in Lugano gesehen, wäre ich nicht hier. Ich habe schon den Eindruck, dass der Klub einen anderen Weg eingeschlagen hat. Aber das braucht Zeit. Langsam, aber sicher setzt Lugano auf eigene Spieler, gleichzeitig holt es gute Ausländer und gute Schweizer.
Ein Gewinnerteam ist aber nicht in einer Saison gemacht. Aber der Mix stimmt, die Basis ist da. Wie erwähnt, braucht es nun Zeit, speziell in einer Liga, die jedes Jahr kompetitiver wird. Ich glaube aber, dass wir zusammen etwas aufbauen können. Die Zeit wird es uns sagen.
Diese Frage muss zwangsläufig kommen: Hat Gottéron, das Sie 2021 trotz eines noch gültigen Vertrags nach Differenzen mit dem damaligen Sportchef und Trainer Christian Dubé vorzeitig verlassen haben, ebenfalls bei Ihnen angeklopft?
Ja. Freiburg ist mein Zuhause, hier lebt meine Familie. Ob mit oder ohne Dubé, es war aber momentan nicht das, wonach ich gesucht habe. Ich wollte etwas anderes sehen, eine neue Kultur kennenlernen. Das ganze Paket hat für Lugano gesprochen. Dass mir die Tessiner einen Fünfjahresvertrag angeboten haben, war ein starkes Zeichen und zeigte mir, dass mich der Klub wirklich haben will.
Ihre Vertragsdauer ist nicht ganz so lange wie jene der beiden weiteren Freiburger Andrea Glauser und Christoph Bertschy bei Gottéron, aber auch fünf Jahre sind eine lange Zeit. War es für Sie rasch klar, sich so lange zu binden?
Der Vorschlag zur Vertragsdauer wäre nie von meiner Seite ge-kommen. Ich ging davon aus, noch ein oder zwei Jahre in Rapperswil zu bleiben oder für die gleiche Zeitdauer woanders zu unterschreiben. Dann aber kamen grosse Klubs mit längerfristigen Verträgen auf mich zu.
Das hat mich überrascht. Ich musste ehrlich gesagt schon überlegen. Ich bin noch jung und habe mir Fragen gestellt. Bekomme ich jedes Jahr eine solche Chance? Bleibe ich gesund und performe weiterhin gut? Schlussendlich sind die fünf Jahre eine gute Lösung für mich. Wie gesagt, in Lugano ist ein Prozess im Gang, und es wird Zeit benötigen, um auf ein Toplevel zu kommen.
Bei den Lakers waren Sie einer der Schlüsselspieler. In welcher Rolle sehen Sie sich in Lugano?
Das ist schwierig zu sagen. Ich weiss nicht, ob ich in Rapperswil die meiste Eiszeit hatte, aber sicherlich war ich weit vorne. Ich gehe nicht ins Tessin, um nur fünf oder zehn Minuten pro Partie zu spielen, sondern um eine wichtige Position einzunehmen. Wie die genau aussehen wird, kann ich noch nicht sagen. Am Schluss spielen wie überall die Besten. Dessen bin ich mir bewusst, und es ist das, das dich besser macht. Ich bin ehrgeizig und will in allen Situationen auf dem Eis stehen. Das ist auch in Lugano das Ziel. Je schneller, desto besser.
Sie haben es angetönt, im Frühling haben Sie den Sprung in den WM-Kader knapp verpasst. Wie hoch steht die Nationalmannschaft auf Ihrer Prioritätenliste?
Ich bin seit zwei, drei Jahren im Nati-Kader. Mit der Auswahl unterwegs zu sein, ist in jeder Saison ein Ziel von mir. Das geht in erster Linie über gute Leistungen mit dem Klub. Ich kam immer näher heran, eine WM zu bestreiten, ist nun der nächste Schritt. Auch deshalb bin ich in Lugano. Das ganz grosse Ziel ist die Heim- WM 2026, aber die WM vom kommenden Jahr habe ich sicherlich auch im Visier.
Über David Aebischer
Geboren: 26. September 2000. Grösse: 179 cm. Gewicht: 84 kg.
Vertrag: bis 2029. Stationen: Bis 2018: Gottéron (Nachwuchs). 2018 bis 2020: Gatineau Olympiques (QMJHL). 2020/21: Fribourg-Gottéron (NL), Ajoie (SL). 2021 bis 2024: SC Rapperswil-Jona Lakers. Seit 2024: HC Lugano. Grösste Erfolge: Meister in der Swiss League und Aufstieg in die National League 2021 mit Ajoie.