Sky Swiss League: Zehn brennende Fragen
Was ist alles neu bei den zehn Swiss League-Teams? Nicola Berger stellt vor dem Saisonstart zehn Fragen – und liefert die Antworten gleich mit.
Stellt der EHC Basel wieder die beste Offensive der Liga?
Nicola Berger sagt: Ja. Der Liga-Topskorer Jakob Stukel ist geblieben, auch Brett Supinski, Dario Kummer und Vincenzo Küng sind noch immer da – in dieser Liga allesamt Angreifer der Businessklasse.
Noch wichtiger aber ist: Die Trainer Eric Himelfarb und Michel Zeiter verzichten darauf, dieses kreative, spielfreudige, einfallsreiche Kollektiv in taktische Fesseln zu legen. Das Resultat sind sehr kurzweilige Partien und beste Unterhaltung.
So lange der EHC keine ernsthaften Aufstiegsambitionen hegt – und bis es so weit ist, wird es noch drei, vier Jahre dauern – ist das ein stimmiges Mittel, um sich in dieser bisher nicht als sonderlich hockey-affin bekannten Stadt ein Publikum zu erschliessen. Die hier und dort verschenkten Punkte kann dieser Klub aktuell durchaus verschmerzen.
Gewinnen die Bellinzona Snakes mehr als fünf Spiele?
Nicola Berger sagt: Nein. Die Zukunft diesercMannschaft hing nach dem Ausstieg der SCL Tigers (kooperieren neu mit Chur) an einem seidenen Faden – Ambrì konnte und wollte sich kein Farmteam im Alleingang leisten.
Inzwischen hält der HCAP nur noch 30 Prozent der Aktien, Bellinzona versucht sich neu als eigenständiges Team, das von mindestens vier Ambrì-Talenten verstärkt wird. Und hat den Namen von «Rockets» zu «Snakes» geändert. Was gleichbleiben wird, ist der Umstand, dass die Mannschaft nicht konkurrenzfähig ist.
Sieben von 45 Partien gewann Bellinzona 2023/24. In diesem Winter werden es noch weniger Siege werden. Es fehlt an allen Ecken und Enden an Qualität. Und auch an zwei Ausländern.
Gelingt dem HC La Chaux-de-Fonds der Titel-Hattrick?
Nicola Berger sagt: Ja. Mit Loïc Burkhalter wird La Chaux-de-Fonds von einem der findigsten Köpfe unseres Hockeys gemanagt. Bis heute hat kein Gegner ein Rezept gegen den Atom-Block Achermann/Andersons/Olden gefunden.
Mit Viktor Östlund steht der beste Goalie der SL zwischen den Pfosten. Und Louis Matte ist ein Coach, der die Sprache der Spieler spricht und dem es gelingt, die Seinen bei Laune zu halten.
Kein Team verfügt über so viel Talent wie der HCC, und Burkhalter schafft es immer wieder, die Equipe während der Saison mit B-Lizenzen signifikant zu verstärken. Die Schwachstelle bleibt die Abwehr, aber es spricht viel dafür, dass La Chaux-de-Fonds als erstes Team seit Biel (2006-2008) drei Titel in Serie gewinnt.
Wird der EHC Chur den Verzicht auf Ausländer bereuen?
Nicola Berger sagt: Ja. Dank einem namhaften Aktionariat ist es dem EHC gelungen, dass bei seiner Rückkehr ins Profi-Geschäft nach 16 Jahren so etwas wie Euphorie herrscht.
Es gibt Prominenz, so weit das Auge reicht: Reto und Jan Von Arx coachen, zum neuen Verwaltungsrat gehören Leonardo Genoni, Nino Niederreiter und Enzo Corvi. Aber die Churer müssen aufpassen, dass das Gezeigte auf dem Eis den Glanz nicht verblassen lässt. Die Gefahr besteht, denn der Kader ist sehr unerfahren.
Das mag zum Konzept gehören – Chur will sich ja punkto Ausbildung profilieren. Aber eine Playoff-Teilnahme ist mit diesem Kader Wunschdenken. Den nicht zuletzt aus PR-Gründen getroffenen Entscheid, auf Ausländer zu verzichten, wird der Klub schon im Herbst beim ersten Schwall an Niederlagen bereuen.
Können die GCK Lions ihre grandiose letzte Saison bestätigen?
Nicola Berger sagt: Nein. Mit dem ehemaligen U20-Nationaltrainer Marco Bayer stürmten die GCK Lions 2023/24 bis in den Playoff-Final.
Sie zehrten von einem sehr starken, breiten Kader; von der seit Jahren kultivierten Philosophie auch, den Talenten (Graf, Henry, Ustinkov, Baechler) arrivierte Routiniers an die Seite zu stellen (Blaser, Kärki, Leone). So schnell wird GCK aber nicht mehr die ganz luftigen Höhen erreichen.
Es gehört zum Los eines Farmteams, dass die besten Kräfte Jahr für Jahr weiterziehen – und die Ergebnisse sind in Küsnacht ja ohnehin fast so zweitrangig wie der Publikumszuspruch (Schnitt 2023/24: 217 Besucher): Zwischen 2007 und 2022 gewann GCK keine einzige Playoff-Serie.
Findet der EHC Olten im Mittelmass zur Ruhe?
Nicola Berger sagt: Nein. Der EHCO hat eines der fachkundigsten, leidensfähigsten, aber auch anspruchsvollsten Publikum im Schweizer Sport.
Zuletzt wurde der Anhang jahrelang mit dem vagen Versprechen bei Stange gehalten, den Aufstieg realisieren zu wollen. Die «Vorwärtsstrategie» ist krachend gescheitert, Olten fand immer neue Wege, in den Playoffs auf dramatische Art und Weise zu versagen.
Nach einem Verlust von 1,2 Millionen Franken im letzten Geschäftsjahr wird nun ein rigoroser Sparkurs gefahren, der unter anderem eine Partnerschaft mit Biel beinhaltet. Das mag wirtschaftlich alternativlos sein, aber den sportlichen Frieden wird Olten so nicht finden.
Und es würde auch nicht erstaunen, sollte der Zuschauerschnitt (mehr als 2500) ins Rutschen geraten.
Küsst Chris McSorley den HC Sierre wach?
Nicola Berger sagt: Ja. Bis 2029 soll die neue, 75 Millionen Franken teure «Valais Arena» stehen. Und der HC Sierre erstmals seit 1990/91 wieder in der höchsten Liga spielen.
Chris McSorley treibt beide Projekte mit gewohnt grossem Enthusiasmus an; die Mannschaft hat er im Hinblick auf diese Saison mit fast 20 Mutationen deutlich aufgewertet:
Aus Martigny kommt der Torschützenkönig Léonardo Fuhrer, von Winterthur die kanadische Entdeckung Josh Lawrence. Wobei Letzterem der Ruf anhängt, nicht allzu pflegeleicht zu sein – im EHCW scheint er für seine Weigerung, Defensivarbeit zu verrichten, gefürchtet gewesen sein.
Trotzdem: Der Kader ist inzwischen so gut, dass es Pflicht ist, erstmals seit 2010 eine Playoff-Serie in der SL zu gewinnen.
Ist Heinz Ehlers noch der richtige Trainer für den EHC Visp?
Nicola Berger sagt: Nein. Vor zehn Jahren gewann Visp letztmals die SL, die damals noch Nationalliga B hiess.
Seither hat der Klub unzählige Richtungswechsel hinter sich, die Strategien hatten nur einen gemeinsamen Nenner: Sie funktionierten nicht. Nachdem Visp 2023/24 mit dem höchsten Budget der Liga beinahe die Playoffs verpasst hätte, will der Verein vermehrt auf junge Spieler und den Nachwuchs setzen. Das ist nachvollziehbar, wirtschaftlich wie sportlich.
Aber Heinz Ehlers ist dafür nicht der richtige Coach – er ist jener Typ Trainer, der aus einem routinierten Team ein Optimum herausholen kann. Und er wird im Januar 59 und tut sich teilweise schwer damit, die neue Spielergeneration zu verstehen und abzuholen. Wieso holt Visp nicht Mario Kogler aus Bern zurück?
Ist Anders Olsson der richtige Coach für den HC Thurgau?
Nicola Berger sagt: Nein. In Biel (als Assistenztrainer) und Davos (als Coach der U20) ist über Anders Olsson viel Positives zu hören; er schaffe es, Spieler weiterzuentwickeln. Aber als Cheftrainer im Profi-Bereich hat der 49-jährige Schwede wenig bewegt.
In Martigny scheiterte er 2023/24 mit einem beschämenden 2:3 gegen Bellinzona am letzten Spieltag auf der ganzen Linie. Ein Sieg hätte Martigny in die Playoffs gebracht.
Aber gegen ein Team, welches die Hälfte der Mannschaft wegtransferiert hatte und mit einem Torhüter ohne eine Minute Profi-Erfahrung spielte, versagte der Gastgeber gänzlich.
Thurgau holte aus Martigny trotzdem nicht nur Olsson, sondern auch den Nummer-1-Center David Lindquist. Und könnte beide Entscheidungen noch bereuen.
Vermag der EHC Winterthur seine Aufwärtstendenz zu bestätigen?
Nicola Berger sagt: Nein. Nach acht düsteren Jahren wurde in Winterthur endlich wieder Playoff-Hockey gespielt.
Auch wenn der Sportchef Christian Weber den Klub mit einer Forfaitniederlage aufgrund eines Formfehlers um ein drittes Heimspiel brachte und eine der unnötigsten Trainer-Entlassungen in der jüngeren Geschichte unseres Hockeys (Teppo Kivelä wurde auf Platz 5 gefeuert, sein temporärer Ersatz Weber verlor darauf acht seiner neun ersten Spiele...) zu verantworten hatte.
Der Zuschauerschnitt stieg, Winti spielte attraktives, unterhaltsames Hockey. Doch nun gab es mehr als 24 Mutationen, was der nach wie vor sehr angespannten Finanzlage geschuldet und unumgänglich ist. Aber sportlich heisst es für den EHCW: zurück auf Feld 1.