Auch Liechtenstein hat ein Nationalteam

Philipp Rindlisbacher
Philipp Rindlisbacher

Rund 20 Jahre nach der Premiere ist die Landesauswahl des Fürstentums reaktiviert worden. Ein erstes Exoten-Turnier hat die Equipe bereits gewonnen.

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Die Landesauswahl des Fürstentums wurde nach 20 Jahren reaktiviert. Mit der WM-Teilnahme wird es so schnell nicht klappen – aus diversen Gründen. - zVg

«Liechtenstein sucht den Nationalspieler», so titelte die «SonntagsZeitung» im Herbst 2022. Zuvor war in den Liechtensteiner Medien ein Appell des nationalen Eishockey- und Inline-Verbands publiziert worden, Interessierte jeden Alters sollen sich dringend melden – auch wenn sie nur schnuppern wollen.

So salopp der Bericht formuliert war, seine Wirkung verfehlte er nicht: Tatsächlich riefen in der Schweiz und Österreich engagierte Akteure mit liechtensteinischen Wurzeln an. Und gehören nun zum erweiterten Kader des Nationalteams. Richtig, auch der Zwergstaat stellt eine Landesauswahl, oder besser gesagt, er tut es wieder.

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Liechtensteins Nationalcoach Herbert Schädler. - zVg

2001 wurde Liechtenstein IIHF-Mitglied, kurz darauf wurde die unvorbereitete Equipe in einem Test von einer Feldkircher Jugendequipe 0:25 abgewatscht. Das erste Länderspiel gegen Luxemburg ging dann 1:7 verloren, der Goalie wehrte 68 Schüsse ab. Immerhin: Das Trikot von Lukas Grubenmann, dem Schützen des Ehrentreffers, wurde in die Hall of Fame in Toronto aufgenommen.

Nur 40 Lizenzierte

Nach fast zwei Jahrzehnten Stillstand sind Bemühungen ersichtlich, dass wieder etwas reifen soll. Wobei es Einfacheres gibt, als ein Nationalteam aufzubauen, in einem Land mit weniger als 40'000 Einwohnern sowie gerade mal 40 Lizenzierten und 10 Junioren.

In dem es keine Eishalle und mit dem EHC Vaduz-Schellenberg nur einen Klub gibt, der seine Heimspiele im bündnerischen Grüsch austrägt und in der vorarlbergischen VEHL 2 eingegliedert ist. Die gemäss Verbandspräsident Karl Otto Gämperli vom Niveau knapp der Schweizer 4. Liga das Wasser reichen kann.

Gämperli leitet den Eishockeyverband mit Silke Bernard, und so engagiert sie sind, führen sie doch einen Kampf gegen Windmühlen. Eishockey hat keine Tradition in Liechtenstein, ein Nationalspieler musste einem heimischen Reporter einst erklären, dass die Sportart mit einem Puck ausgeübt wird und nicht mit einem Ball.

Eine WM-Teilnahme könnte etwas auslösen, «aber dafür braucht es eine Eishalle mit 500 Sitzplätzen, ein Frauenteam und 60 Lizenzierte», sagt Gämperli. «In den nächsten fünf Jahren ist das unmöglich».

Der Besuch vom Präsidenten

In Malbun gibt es ein kleines Ausseneisfeld, das ausschliesslich für den Publikumseislauf benutzt wird. Also trifft sich die Nationalmannschaft ausser Landes zu Zusammenzügen – mit Erfolg. 2023 gewann sie den Development Cup, ein Exoten-Turnier. Liechtenstein besiegte Portugal (21:0), Argentinien (6:5), Kolumbien (10:4) und Irland (6:5).

Sogar IIHF-Präsident Luc Tardif schaute bereits im Fürstentum vorbei. Vom internationalen Verband aber gibt es keine finanzielle Unterstützung. Nationalcoach Herbert Schädler, der einst in Australien spielte und später Arosa und Chur trainierte, muss gar die Kosten für die Kongress-Teilnahmen bezahlen.

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Der Liechtensteiner Nachwuchs trainiert mit dem Nationalteam des Fürstentums. - zVg

Wie weiter also? Es existiert das Projekt einer Liechtensteiner Meisterschaft, wobei sie wohl im 3:3-Format ausgetragen würde – somit erhielten auch nicht im Ligabetrieb engagierte Akteure Spielpraxis. Ob der Development Cup wieder stattfinden wird, ist derweil unklar.

Die Liechtensteiner werden sich so oder so zu Trainings treffen; zum Team gehören auch durchaus ambitionierte Amateure, die in der 1. Liga bei Prättigau-Herrschaft, Wallisellen, oder Rheintal spielen. Die Zusammenzüge werden in der Schweiz stattfinden, wofür Gämperli dankbar ist. Er sagt aber auch: «Wir bleiben Bettler um Eiszeiten.»

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