«Blueliner Berger»: Düsseldorfs Debakel
Erstaunlicher Eishockey-Frühling in Deutschland: Kari Jalonen wird mit Köln gedemütigt. Und der einstige Koloss Düsseldorf verschwindet in die zweite Liga.

Im April spielten die Kölner Haie eine der beschämendsten Playoff-Finalserien in der jüngeren Geschichte des europäischen Eishockeys: Zum Abschluss unterlag das Team von Kari Jalonen, dem ehemaligen Meistertrainer des SC Bern, dem Champion Eisbären Berlin drei Mal in Folge mit 0:7.
Für den Eisbären-Coach Serge Aubin, 2018/19 bei den ZSC Lions nach wenigen Monaten entlassen und durch Arno Del Curto ersetzt, war es der vierte Meistertitel in sechs Jahren. Europas Zuschauerprimus Köln (durchschnittlich kamen 17'829 Besucher zu den Heimspielen) wartet seit 23 Jahren auf einen Titel.

Der Klub gehört seit 2010 dem Unternehmer Frank Gotthardt, der unter anderem das rechtspopulistische Medienkonstrukt «Nius» des entlassenen ehemaligen Bild-Chefredaktors Julian Reichelt, der Speerspitze des schlechten Geschmacks, finanziert.
Der Direktabstieg ist vor allem: konsequent
Doch den Fans des grössten Rivalen Düsseldorf blieb die Schadenfreude im Hals stecken. Der Traditionsklub, immerhin achtfacher Meister, schloss die Qualifikation auf dem letzten Platz ab.
Und weil die Dresdner Eislöwen (mit dem in den Playoffs nicht eingesetzten Schweizer Torhüter Jannick Schwendener) gegen die nicht aufstiegsberechtigten Ravensburg Towerstars in extremis die DEL 2 gewannen, musste die DEG nun den ersten sportlichen Abstieg ihrer Geschichte hinnehmen.

In besseren Tagen trugen auch Protagonisten mit langer Schweizer Vergangenheit zur reichen Historie dieses Vereins bei.
Etwa der ehemalige ZSC-Meistertrainer Harold Kreis. Peter John Lee, der später während Jahren Ralph Krueger bei der Nationalmannschaft assistierte. Und auch Lance Nethery (vgl. SLAPSHOT Ausgabe Nr. 4, Saison 2024/25).
Es ist eine sehr schmerzhafte Relegation – angesichts der Strahlkraft und der Popularität der DEG auch für die Liga. Aber vor allem ist sie: konsequent. Anders als im Schweizer Eishockey gibt es für die Teams im Oberhaus nicht endlos viele Sicherheitsnetze und doppelte Böden, die sie vor dem Absturz bewahren.
Es gibt einen direkten Absteiger, so wie das auch hierzulande der Fall sein sollte. Wer versagt, steigt ab, so ist nun mal der Sport.

Düsseldorfs Zerfall ist selbstverschuldet. Der norwegische Torhüter Henrik Haukeland brachte alles auf den Punkt, als er nach der vorerst finalen Erstligapartie der DEG sagte: «Schon vor einem Jahr habe ich gesagt, dass der Klub Veränderungen braucht, aber damals hat das in der Führungsetage nichts ausgelöst.
Wenn du kein Geld hast und wenn du gar kein professionelles Sportteam haben willst, jedenfalls keines in der ersten Liga, dann solltest du das im Sommer sagen. Oder noch besser: dann werde erst gar kein Klubbesitzer.»
Mehr als 5000 Zuschauer auch in der zweiten Liga
Es waren verbale Salven, wie man sie nicht mehr oft hört im modernen Sport, aber Haukeland traf damit einen Nerv. Die Besitzverhältnisse in Düsseldorf hatten sich zuletzt immer wieder verändert, das trug zur Unruhe bei.
«Die DEG wird weiterleben», schrieb der Klub beim letzten Heimspiel trotzig-kämpferisch auf den Videowürfel. Und in dieser Hinsicht muss man sich wenig Sorgen machen.

Schon nach der finanziell bedingten Zwangsrelegation von 1998 eilten jeweils mehr als 5000 Menschen zu den Heimspielen im Unterhaus herbei.
An Fan-Support wird es Düsseldorf 2025/26 wiederum nicht mangeln, auch wenn die Gegner statt Berlin, Köln und München nun Crimmitschau, Kaufbeuren und Weiden heissen werden.
Womöglich kann der Abstieg als reinigendes Gewitter wirken – so wie in der National League zuletzt bei Langnau, Kloten und den Rapperswil-Jona Lakers.
Über den Autor Nicola Berger
Nicola Berger schreibt seit mehr als 15 Jahren über das Schweizer Eishockey – er tat das lange für die «Luzerner Zeitung». Und auch für Produkte, die es betrüblicherweise längst nicht mehr gibt: «The Hockeyweek», «Eishockey-Stars», «Top Hockey».
Seit 2013 ist er Reporter bei der NZZ und hat eine ausgeprägte Schwäche für Aussenseiter sowie aus der Zeit gefallene Stadien und Persönlichkeiten. Ein Königreich für ein Comeback von Claudio Neff.