Der Glanz der Aroser Sonne verblasst nie
Der EHC Arosa war einst einer der erfolgreichsten Klubs im Schweizer Eishockey. Anfang Dezember feierte er seinen 100. Geburtstag.

Der 13. März 1986 ist für viele Aroser und auch andere, zugewandte Kreise bis heute eine Art inofizieller Trauertag. Es war der Tag, an dem der damalige Präsident Peter Bossert an einer eilends einberufenen Medienkonferenz den Rückzug des EHC Arosa aus dem professionellen Eishockey ankündigte. Noch vier Jahre zuvor hatten die Bündner ihren neunten und bis heute letzten Meistertitel gefeiert.

Es war ein letztes Auflackern einer grossen Eishockey-Dynastie, welche aber mittelfristig in der immer professioneller und damit auch teurer werdenden Schweizer Meisterschaft keine Zukunft hatte. Anfang Dezember feierte der Klub seinen 100. Geburtstag.
Nach einem Taucher tief bis hinunter in die zweite Liga, spielt er heute immerhin wieder in der MyHockey-League, der höchsten Amateurklasse. Der eine oder andere liebäugelt gar mit der Rückkehr in den Profibetrieb. Doch realistisch ist das nicht.
Peter Bossert war beim Rückzug vor 38 Jahren Präsident des Eishockey-Klubs. Heute ist der Baselbieter Unternehmer 86 Jahre alt. Er fehlte an den Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag, nicht weil er bei diesen nicht willkommen gewesen wäre. Gesundheitliche Probleme verunmöglichten ihm die Fahrt auf 1800 m Höhe.
Bossert galt in Arosa vorübergehend als Feindbild, der dem Klub den Stecker gezogen hatte. Doch nüchtern betrachtet hat er den EHC Arosa mit dem freiwilligen Rückzug in den Amateursport wohl gerettet.

Er sagt: «Als wir uns 1986 in Arosa zum Rückzug entschlossen, arbeiteten wir mit einem Budget von rund zwei Millionen Franken. Damit könnte man heute wahrscheinlich noch gerade den ersten Sturm finanzieren.» In der letzten Nationalliga A-Saison habe sich bereits bei Halbzeit ein Defizit in der Höhe von mindestens einer halben Million Franken abgezeichnet.
Mit diversen Spielerverkäufen vor allem nach Bern und Chur sorgte er dafür, dass niemand wegen des EHC Arosa Geld verlor. Die letzten 2600 Franken, die bei der Übergabe des Klubs an seine Nachfolger noch fehlten, zahlte Bossert aus dem eigenen Sack.
Die Rückkehr in das professionelle Eishockey ist momentan in Arosa kein unmittelbares Thema. Peter Röthlisberger ist Mitglied und auch Sprecher im Verwaltungsrat des Traditionsvereins. Er sagt: «Natürlich würden wir gerne wieder professionelles Eishockey im Dorf sehen, wir möchten unseren Zuschauern eine Perspektive geben.
Gleichzeitig aber wären die Aufwendungen allein schon in die Infrastruktur erheblich. Wir haben in Arosa vor allem während der Wintersaison relativ viele Zuschauer. Die wenigsten von ihnen kommen bis ins hinterste Schanfigg, nur um einen Eishockey-Match zu sehen.»

Die Finanzierung eines Swiss League-Klubs kostet heute im Minimum zwei Millionen Franken. Sobald aber die Ambitionen steigen und mitmachen allein nicht mehr reicht, verdoppelt oder verdreifacht sich dieser Betrag schnell. Arosa arbeitet momentan mit einem Budget von gegen zwei Millionen. Allzu weit weg ist der Klub damit von der SKY Swiss League also nicht.
Gleichzeitig lebt er ganz gut mit der Kooperation, die er mit dem EHC Chur (SKY Swiss League) und dem HC Davos (National League) eingegangen ist. Die Eishalle am Obersee aber genügt nicht mehr höchsten Ansprüchen. Nach ihrer Sanierung gab es Probleme mit der Statik, die behelfsmässig behoben wurden. Selbst der Verwaltungsrat Röthlisberger bezeichnet sie ungeschminkt als «Schandfleck» im Ortsbild der pittoresken Berg-Gemeinde.
Mit einem Prominentenspiel feierte man am 1. Dezember in Arosa die gloriose Vergangenheit dieses Klubs, der in der ganzen Schweiz Sympathisanten hatte. Seit 100 Jahren ist er Teil der Eishockeylandkarte. Den Gipfel erreicht er zwischen 1951 und 1957, als der EHC Arosa sieben Titel aneinanderreihten.
Doch wie viel es im Schanfigg in Zukunft noch zu feiern gibt, ist doch eher fraglich. Peter Bossert war mit seiner Vista mit dem freiwilligen Rückzug der Zeit voraus.