Fanny Rask geniesst das Eishockey-Abenteuer in der Schweiz

Slapshot
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Am 04.05.2024 - 09:58

Die Schwedin Fanny Rask ist mit ihren 32 Jahren die zweitälteste Spielerin bei den HC Ambrì-Piotta Ladies und geniesst das Eishockey-Abenteuer in der Schweiz.

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Die schwedische Eishockeyspielerin Fanny Rask steht bei den HC Ambrì-Piotta Ladies unter Vertrag. - Keystone/Melanie Duchene

In der Tabelle der PostFinance Women’s League sind die HCAP Girls längst grün markiert, die Playoff-Qualifikation ist geschafft. Es ist ein bemerkenswerter Erfolg, nachdem die Tessinerinnen die letzte Regular Season noch auf dem letzten Platz beendet hatten.

Es ist auch ein Erfolg, der in der Qualität der ausländischen Spielerinnen begründet ist: der Amerikanerin Theresa Knutson, der Finnin Jenna Kaila, der Schwedin Josefine Holmgren – sowie deren Landsfrau Fanny Rask, deren Name in der Schweiz natürlich wegen ihres Bruders Victor Rask bekannt ist, der nach einem Jahr bei Gottéron nun bei den Rapperswil-Jona Lakers unter Vertrag steht, die Saison aber wegen einer Schulterverletzung beenden musste.

Doch auch Fanny Rask, 32-jährig und damit zwei Jahre älter als ihr Bruder, in dessen Palmarès stattliche 513 NHL-Spiele stehen, hat ihre Qualitäten längst unter Beweis gestellt.

Sie hat über Jahre hinweg als Stürmerin in der höchsten schwedischen Liga gespielt, mehr als 160 Länderspiele auf dem Buckel, war Olympia-Teilnehmerin – und sie ist in dieser Saison bislang auch die beste Skorerin des Frauenteams des HC Ambrì-Piotta, zu dem sie folgendermassen gekommen ist: «Vor einigen Jahren habe ich vorübergehend, fast zwei Jahre, mit dem Eishockey aufgehört, kehrte dann bei Djurgardens für die Playoffs und eine weitere Saison zurück und fühlte mich nun bereit für etwas Neues, ein neues Abenteuer.»

Ambrì habe Kontakt mit ihr aufgenommen, es folgten gute Gespräche mit Trainer Benjamin Rogger, dem Sohn von Lugano-Legende Bruno Rogger, und Rask entschied sich zum Wechsel in die Schweiz.

Die Mitspielerinnen besser machen

In der Schweiz zu spielen und zu leben, ist für sie tatsächlich ein Abenteuer. Das Niveau in der PostFinance Women’s League ist generell etwas tiefer, als sie erwartet hat, und vor allem mit einem grossen Unterschied zwischen den schlechtesten und den besten Teams, die ebenfalls Top-Spielerinnen im Kader haben.

Sich selber sieht die erfahrene Schwedin in der Leventina auch als eine Art Entwicklungshelferin, wie sie sagt: «Ich kann versuchen, meinen Mitspielerinnen zu helfen, den Sinn von Übungen zu erkennen und sie auch zu verstehen. Ja, ich spiele, um meine Mitspielerinnen besser zu machen und ihnen zu helfen.»

Als Center könne sie ihre defensive und offensive Rolle zeigen, um kluge Entscheidungen im Spiel treffen zu können.

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Die Schwedin Fanny Rast in Aktion für die HC Ambrì-Piotta Ladies. - Keystone/Melanie Duchene

Voll des Lobes über seine erfahrene Spielerin ist auch Trainer Benjamin Rogger. «Man kann viele, viele Dinge über Fanny erzählen. Zuallererst ist sie eine sehr professionelle Spielerin, die auf und auch neben dem Eis immer 120 Prozent Einsatz gibt.

Sie verfügt über eine sehr starke Mentalität, ihre grösste Qualität ist aber der Hockeysense, wie sie das Spiel liest, schon im Voraus sieht, was passieren wird.» Der Stock mit dem Puck sei immer in der richtigen Position, gleichzeitig schaffe sie es wegen ihrer vorausschauenden Art immer wieder, den Puck vom Gegner zu erobern.

«In dieser Saison spielt sie als Zwei-Weg-Center, defensiv und offensiv, im Powerplay und im Boxplay – sie ist eine 360-Grad-Spielerin.»

Verbessern könne sie ihre Chancenauswertung und damit ihre Torproduktion steigern, so Rogger: «Fanny macht aber viele Assists, was das auch kompensiert, sie ist ja die beste Skorerin in unserem Team, und wir sind sehr glücklich, dass sie für uns spielt. Sie ist einer der besten Transfers, den wir auf diese Saison hin getätigt haben – und eine Bereicherung für die Liga.»

Endlich vom Eishockey leben

Fanny Rask lebt in Bellinzona und schwärmt von der schönen Umgebung mit den drei Burgen. In ihrer Freizeit geniesst sie es, sich erholen zu können, Spaziergänge oder gar Wanderungen zu machen.

Endlich hat sie neben dem Sport Zeit für sich und kann als Profi vom Eishockey leben, was in der Vergangenheit fast nie der Fall war. Während Jahren musste sie von ihrem Bruder finanziell unterstützt werden, und es ist natürlich frustrierend, wenn man sich auf Top-Niveau bewegt, gleichzeitig aber ums finanzielle Überleben kämpft.

Fanny Rask sagt: «Es war sehr hart und schwierig in den vergangenen Jahren, um finanziell über die Runden zu kommen. Dieser Prozess war aber auch wichtig.

Fanny Rask
Fanny Rask von den HC Ambrì-Piotta Ladies geniesst ihr Eishockey-Abenteuer in der Schweiz. - Keystone/Melanie Duchene

Zu lernen, was die eigenen Prioritäten sind und wie man alles rund ums Hockey gestalten will – hoffentlich müssen die Girls aber in Zukunft nicht mehr so hart kämpfen, wie das bei uns über Jahre hinweg der Fall war.»

Die Leidenschaft für den Sport muss gross sein, wenn man so lange spielt, praktisch nichts verdient und so auch keine Zeit für die Regeneration hat.

Man könne es auch als fehlende Wertschätzung und mangelnden Respekt ansehen, so dass das Frauenhockey auch nicht über die Rahmenbedingungen verfüge, um sich gut zu entwickeln, so die Ambrì-Spielerin: «Die Klubs und auch die Sponsoren sollten den Frauensport so respektieren und unterstützen, dass die Spielerinnen keinem Nebenjob nachgehen müssen und sich stattdessen voll aufs Hockey konzentrieren können – dann haben sie mehr Energie für den Sport und werden sie entsprechend besser.»

Rücktritt als Hilfeschrei

So kann man den zwischenzeitlichen Rücktritt von Fanny Rask auch als eine Art Hilfeschrei ansehen, oder wie sie sagt: «Ich war wegen dem mangelnden Interesse, den Löhnen, dem fehlenden Respekt frustriert, gleichzeitig gibt es nebenbei so viele Dinge zu tun, dass die Energie nicht für alles reicht.

Aber man will immer seine beste Leistung abliefern – das alles war zuviel, und ich hatte den Spass nicht mehr, den ich haben will, um Eishockey zu spielen.» Es sind natürlich gigantische Unterschiede zu Bruder Victor Rask, der gerade auch in Nordamerika gutes Geld verdienen konnte und seine ältere Schwester immer unterstützt hat.

«Ich habe immer geschätzt, was er für mich gemacht hat und bin ihm dafür auch dankbar», sagt die Stürmerin, die ihrem Bruder natürlich alles gönnt, was er bekommt, gleichzeitig aber klar sagt: «Der Unterschied ist zu gross.»

Schwester und Bruder Rask pflegen in der Schweiz engen Kontakt, und er besuchte gemeinsam mit seiner Freundin im Januar auch das Cup-Spiel der Ambrì-Girls gegen den EV Zug, welches das Zentralschweizer Starensemble mit 5:1 für sich entschied, wobei Fanny Rask für das einzige Tor der Tessinerinnen verantwortlich war.

Während Victor auch in der nächsten Saison bei den Lakers unter Vertrag steht, ist die Zukunft von Fanny offen. «Ich muss noch darüber nachdenken, was ich machen will. Der Klub und ich werden Gespräche führen und dann werden wir sehen, was passiert.»

«Ich war wegen dem mangelnden Interesse, den Löhnen, dem fehlenden Respekt frustriert, gleichzeitig gibt es nebenbei so viele Dinge zu tun, dass die Energie nicht für alles reicht.»

Die 32-jährige Stürmerin betont aber, dass es durchaus möglich ist, dass sie ein weiteres Jahr in der Leventina spielen wird.

Ebenso erwähnt sie, wie sie es genossen hat, mit den Ambrì-Girls während des Spengler Cup in Davos das Meisterschaftsspiel gegen die HCD-Frauen zu spielen – vor der Rekordkulisse von 1605 Fans.

«Das hat riesig Spass gemacht, vor all den Zuschauern und all diesen Aktivitäten rund ums Stadion, ich habe es richtig genossen», sagt die Schwedin, die beim 3:2-Overtime-Sieg ihres Teams für einmal ohne Skorerpunkt blieb.

Die nächsten Höhepunkte werden für Fanny Rask und ihre Ambrì-Teamkolleginnen schon bald folgen – mit den Playoffs, in die sie mit Ambitionen steigt, wie sie erklärt: «Wir müssen zusammenspielen und uns auf unser Spiel konzentrieren, als Team Shift für Shift alles geben – dann können wir jedes Team schlagen, denn in den Playoffs ist bekanntlich alles möglich.»

Es wäre ja schon ein märchenhaftes Happy End, wenn das Abenteuer der Schwedin mit einem Meistertitel gekrönt würde.

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