Pro & Contra: Kann Gottéron den Spengler Cup erneut gewinnen?

Nicola Berger
Nicola Berger, Daniel Germann

In dieser Ausgabe von «Pro und Contra» gehen Daniel Germann und Nicola Berger der Frage nach, ob Gottéron den Spengler Cup erneut gewinnen kann.

SLAPSHOT Spengler Cup Gottéron
Kann Gottéron den Spengler Cup erneut gewinnen? - KEYSTONE / Til Buergy

Ja

Von Daniel Germann, NZZ-Redaktor

Es waren ungewohnte Bilder, welche das Unterland am letzten Tag des vergangenen Jahres erreicht haben. Man sah Julien Sprunger, den Captain von Fribourg-Gottéron, mit einem Pokal in den Händen.

Im «SLAPSHOT» sagte das Freiburger Urgestein später, es sei wichtig gewesen, zu zeigen, dass auch der Drachen Titel gewinnen könne.

Julien Sprunger Freiburg Gottéron
Julien Sprunger (l.) spielt seit 2002 für Freiburg. - PostFinance/KEYSTONE/Peter Schneider

Gottéron ist einer jener Klubs, die zuvor noch niemals Meister geworden sind. Dabei war dieses Urgestein der National League, das länger als jede andere Mannschaft der Liga angehört (seit 1980), mehrmals nahe daran.

Die vier Niederlagen aus den Playoff-Finals gegen Kloten (1993, 1994) und den SC Bern (1992, 2013) haben sich in den Köpfen und Beinen der Spieler breitgemacht.

Doch nun weiss man in der Saanestadt: Auch Gottéron kann Meister werden. Möglicherweise bereits im kommenden Frühjahr. Nicht zuletzt deshalb haben die Freiburger auf diese Saison hin den schwedischen Trainer Roger Rönnberg verpflichtet.

Roger Rönnberg Fribourg-Gottéron
Der Schwede Roger Rönnberg ist seit dieser Saison Coach beim HC Fribourg-Gottéron. - KEYSTONE/Peter Klaunze

Doch noch ehe die Meisterschaft in ihre entscheidende Phase tritt, müssen die Freiburger in Davos ihren bisher einzigen Titel verteidigen.

Können sie das? Natürlich, warum auch nicht. Der Genève-Servette HC (2013, 2014), der HC AmbrÌ-Piotta (2022), der HC Davos (2023) und zuletzt eben Gottéron (2024) haben zuletzt für Schweizer Erfolge im Landwassertal gesorgt.

Das ist das Zeugnis einer Liga, die international immer stärker wird und sich nicht verstecken muss.

Für Gottéron wird die Teilnahme am Spengler Cup zur Nagelprobe für die anstehende Meisterschaftsentscheidung.

Der Drachen scheint alles zu haben, was es braucht, um erfolgreich zu sein. Einen überdurchschnittlichen Torhüter (Reto Berra), ein ausgeglichenes Kader und das Know-how an der Bande.

Doch die Zeit läuft gegen Gottéron. Die Mannschaft scheint in die Jahre gekommen. Berra wird das Team am Ende der Saison Richtung Kloten verlassen. Schlägt im kommenden Frühjahr die Stunde des Drachens?

Reto Berra  Fribourg-Gottéron
Torhüter Reto Berra steht seit 2018 bei Fribourg-Gottéron in der National League unter Vertrag. - PostFinance/KEYSTONE/Adrien Perritaz

Nur wenige Tage nach der Meisterschaftsentscheidung wird die BCF-Arena auch Schauplatz der Eishockey-WM in der Schweiz sein.

Der Spengler Cup ist mit seiner nach wie vor überdurchschnittlichen medialen Präsenz der perfekte Moment, das Publikum in der Heimat auf die grossen Tage des kommenden Frühjahrs einzustimmen.

Gottéron und sein Captain Julien Sprunger werden bereit sein. Am 4. Januar wird er seinen 40. Geburtstag feiern. Sprunger steht in seiner 23. Saison mit Gottéron. Auch er weiss mittlerweile, wie Meister werden geht.

Nein

Von Nicola Berger, SLAPSHOT-Autor und NZZ-Redaktor

Nicht weil Gottéron das nicht könnte oder es an Qualität mangelt. Sondern weil die Prioritäten dieses Vereins inzwischen anderswo liegen sollten.

Der Titel von 2024 war viel wert, er hat das Trauma dieses Vereins zumindest ein bisschen lindern können und den Klub revitalisiert.

Für die Saison 2024/25, als das Team unter dem Temporärtrainer Lars Leuenberger einen erstaunlichen Steigerungslauf hinlegte, aber auch sonst: Gottéron legt seither eine beneidenswerte Dynamik an den Tag – nicht zuletzt auf dem Transfermarkt, wo der Sportchef Gerd Zenhäusern bei jungen, umworbenen Akteuren einen Achtungserfolg an den nächsten reiht.

Gerd Zenhäusern Fribourg-Gottéron
Gerd Zenhäusern (2. v. l.) ist seit März 2024 Sportchef beim HC Fribourg-Gottéron. - PostFinance/KEYSTONE/Anthony Anex

Sein jüngster Streich war die Verpflichtung des U20-Nationalstürmers Jamiro Reber. Gottéron bastelt am Team von morgen, an einer Mannschaft, die endlich Meister werden kann. Das ist und bleibt das ultimative Ziel – der Spengler Cup ist da nicht mehr als eine Dreingabe.

Es ist schwer abzuschätzen, ob Gottéron schon in dieser Saison den ganz grossen Wurf landen kann. Aber man darf davon ausgehen, dass der Coach Roger Rönnberg die Planung darauf auslegt, seinem Team die besten Chancen zu gewähren.

Zumal es für manche Urgesteine im Team auf jeden Fall (Reto Berra) oder wahrscheinlich (Julien Sprunger) der letzte Tango sein wird.

Rönnberg gastierte bisher nur einmal in Davos, 2023 war das, beim 100-Jahre-Jubiläum. Sein Team Frölunda verabschiedete sich mit der mageren Bilanz von einem Sieg aus vier Partien zurück nach Schweden.

Weil auch für den Gastgeber Davos, den designierten Qualifikationssieger der National League, die Meisterschaft Priorität geniesst, dürfte der Spengler-Cup-Champion erstmals seit 2019 nicht mehr aus der Schweiz stammen.

Zuletzt siegten nacheinander Gottéron, Davos und AmbrÌ, davor fielen zwei Austragungen der Pandemie zum Opfer.

Stacy Roest Eishockey
Stacy Roest ist ein ehemaliger kanadischer Eishockeyspieler. - PHOTOPRESS/Alessandro Della Bella

Eigentlich wäre es Zeit für eine triumphale Rückkehr des Ex-aequo-Rekordsiegers Team Canada, der zuletzt eine beispiellose Durststrecke durchmachte: drei Jahre in Folge ohne Finalteilnahme, das gab es seit dem Debüt von 1984 noch nie.

Vielleicht hilft es ja, dass der fleissigste Spengler-Cup-Punktesammler in kanadischen Diensten der Geschichte an der Kaderzusammenstellung beteiligt ist: Stacy Roest, der einstige Alleinunterhalter im Angriff der Rapperswil-Jona Lakers.

Roest hat 24 Punkte produziert, er führt die Bestenliste vor dem heutigen HCD-Sportchef Jan Alston (22) an. Roests letzte Teilnahme als Spieler liegt 13 Jahre zurück. Es wird Zeit für neue Helden.

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