Krein on Tour: Pustertal, Bozen und Olympia

Michael Krein
Michael Krein

In «Krein on Tour» geht Eishockey-Journalist Michael Krein heute der Frage nach, wie es um das italienische Eishockey bestellt ist.

Michael Krein
Michael Krein ist seit 23 Jahren als Eishockey-Journalist unterwegs. - Nau.ch Grafik

Im Februar rückt Italien zum zweiten Mal in den olympischen Fokus der NHL. Nach Turin 2006 sind die NHL-Stars auch in Milano Cortina 2026 wieder mit dabei. Doch wie steht es um Italiens Eishockey?

Die Landkarte hat sich seit der «Blütezeit» stark verändert, denn sie ist mit Österreich, Slowenien und Ungarn zusammengewachsen.

HC Bozen
Der HC Bozen spielt als einer von zwei italienischen Vereinen in der in der österreichischen ICE Hockey League. (Archivbild) - HC Bozen

In der Folge spielen nur noch zwei italienische Klubs Spitzeneishockey: Der HC Bozen Südtirol «Alperia» und der HC «Falkensteiner» Pustertal aus Bruneck. Hätte dies 1990 jemand vorausgesagt, hätte man ihn für verrückt erklärt.

«Italia 90» war nicht nur durch die Fussball-WM ein Begriff, es war mit Jari Kurri auch der Start zur letzten Glanzzeit der Azzurri.

Die Mailänder Klubs «Devils» und «HC» duellierten sich vor 10'800 Fans im neuen Forum von Mailand, und das Nationalteam, selbstverständlich mit vielen Italo-Kanadiern, genannt «Italos», überflügelte die Schweiz zwischen 1993 und 1997.

Michael Krein SLAPSHOT
Stadionwirt, Presseveranwortlicher und Animator auf dem Eis Patrick «Patza» Kirchler (l.) zusammen mit Eishockey-Journalist Michael Krein. - zVg

Zu jener Zeit konnte nur der HC Bozen den Lombarden Paroli bieten, während der SG Bruneck mit dem Ligaerhalt beschäftigt gewesen war.

Heute mischen Bozen und Bruneck (Pustertal), wo einst Jan Alston entdeckt wurde, an der Spitze der «win2day ICE-Hockey-League» in Österreich mit.

Das erste Saisonderby steigt in Bruneck. Via Brennerautobahn, wo im Oktober 1997 der ehemalige SC Bern- und Italien-Trainer Bryan Lefley, tödlich verunglückte, ist Bruneck in gut einer Stunde von Bozen zu erreichen.

Im Derby gegen Bozen pilgern im Pustertal 3104 Zuschauer in die ausverkaufte Intercable Arena. Dreh- und Angelpunkt in Bruneck ist Patrick «Patza» Kirchler. Der Stadionwirt der «Go-West Bar-Restaurant-Sports» ist auch Presseverantwortlicher und Animator auf dem Eis.

Das «Go-West» ist am Spieltag gegen Bozen schon Stunden vorher proppenvoll, die Stimmung ist bombastisch, Bier und klangvolle Burger (Fetisov, Larionov, Tretiak oder Topatigh) zählen sich wie die Jerseys im Untergeschoss.

Denn nebenbei besitzt Kirchler die eindrücklichste Sammlung von Eishockey-Trikots, die 1000er Marke hat der Südtiroler, der auch Jahr für Jahr an der WM anzutreffen ist, bereits geknackt.

Intercable Arena
Blick in die ausverkaufte Intercable Arena. - zVg

Geknackt werden an diesem eindrücklichen Abend auch die Favoriten aus Bozen. Der Sieg gegen den langjährigen Rivalen aus der Serie A, Alpenliga und der Gegenwart, wird anschliessend mit dem Lied «PuschtraZiSein», der Band «Matschedonia», gefeiert wie eine Meisterschaft.

Das Südtiroler-Derby zeigt «Italia Hockey» in bestem Licht. Die Hochburgen Bruneck und Bozen verfügen über alles, was erfolgreiche Organisationen ausmacht.

Und Mailand? Im Stadtteil Santa Giulia steht für Olympia 2026 die neuste Arena des Landes. Einem Gerücht zufolge soll die ehemalige Eishockey-Abteilung des AC Milan (Devils) wieder reaktiviert werden.

Wenn nun noch die Leidenschaft der «Puschtra» das olympische Feuer in Mailand entfacht, dann wird die nächste «Blütezeit» eingeläutet.

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