SC Langenthal Damen: Trotz Niederlagen - Serie nie aufgeben!
2022 sind die SC Langenthal Damen in die höchste Liga der Schweiz (SWHL A) aufgestiegen. Doch aktuell befindet man sich in einer sportlichen Krise.

Im Februar 2023 schien die Welt der SC Langenthal Damen noch rosig. Beim Final-4-Turnier des «National Cup Women» in Luzern standen sie noch sensationell im Final. In diesem Endspiel trafen sie auf die ZSC Lions Frauen und waren krasse Aussenseiterinnen.
Das Resultat fiel dann auch erwartungsgemäss deutlich aus (5:1-Erfolg für die Löwinnen aus Zürich). Die SCL-Spielerinnen konnten sich damals dennoch die Silbermedaillen um den Hals hängen lassen und stolz auf das Erreichte sein.

Von diesem Erfolg ist jedoch aktuell nicht mehr viel zu spüren. Die SC Langenthal Damen befinden sich in einer sportlichen Krise. Ende letzter Saison stand sogar ein freiwilliger Abstieg in die SWHL B im Raum.
Erst dank einem Sieg im letzten Spiel gegen die HC Lugano Ladies – welche sich Ende letzter Saison aufgrund finanzieller Schwierigkeiten/Missständen später ohnehin aus der PostFinance Women’s League zurückziehen mussten – konnten die Tessinerinnen in der Tabelle punktemässig noch überholt werden, so dass der Ligaerhalt vollbracht war.
Schmales und junges Kader
Im Sommer 2023 hatte der Verein einen markanten Substanzverlust im eigenen Kader zu verzeichnen. Viele talentierte Spielerinnen sind zu Organisationen grösserer Klubs (SC Bern/EV Zug) weitergezogen.
So unter anderem auch Verteidigerin Lara Christen, ein Langenthaler Original, welches ab der U15 die Juniorinnen-Stufe beim SCL durchlaufen hat.
Defensiv gehört sie zu einer der abgeklärtesten Spielerinnen und auch offensiv ist sie eine der torgefährlichsten Verteidigerinnen mit Schweizer Lizenz (17 Punkte in 22 Spielen; Stand 31. Januar 2025).
Christen wechselte damals zusammen mit den beiden Stürmerinnen Tess Allemann und Emma Ingold zu den SC Bern Frauen.

Mit Nadine Hofstetter und Vanessa Ryhner (ehem. Kleeb) haben sich zwei weitere erfahrene Spielerinnen dazu entschieden, den Klub zu verlassen. Sie zogen zum Frauenteam des EV Zug weiter.
Das neu formierte Team der Langenthalerinnen mit einem im Vergleich zu anderen Teams eher schmal besetzten Kader – im Schnitt zwei bis drei Spielerinnen weniger als die Gegnerinnen – hat wie im Vorfeld erwartet, auch in der laufenden Saison 2024/25 hartes Brot zu beissen.
Vielen jungen Spielerinnen mit Jahrgang 2006 oder jünger fehlt es auf dem Feld in entscheidenden Situationen noch an Erfahrung und sie müssen sich zuerst an das schnellere Tempo bei den Erwachsenen gewöhnen – das Durchschnittsalter liegt bei jungen 21 Jahren (Ligaschnitt 22,5 Jahre).
Viel Talent für die Zukunft
Dass in den jungen Spielerinnen aber auch sehr viel Potenzial steckt, zeigt ein Blick ins Aufgebot des U18-Nationalteams für die Weltmeisterschaft vom vergangenen Januar.
Mit Anais Rohner (Verteidigung), Luana Birnstiel (Sturm) und Aiyana Vuillemin (Sturm), hatten gleich drei Spielerinnen aus Langenthaler Reihen die Ehre, im finnischen Vantaa mit dem Schweizer Kreuz auf der Brust auflaufen zu dürfen.
Das Team erreichte den Viertelfinal, unterlag dort als klarer Underdog den Schwedinnen 1:4. Abgeschlossen wurde das Turnier auf dem starken fünften Rang.
Es gibt aber auch routinierte Spielerinnen, die schon ewig im Team dabei sind und mittlerweile fast zu den Urgesteinen gehören. Die Verteidigerin Anja Luternauer spielt ihre zehnte Saison für Gelb-Blau.

Die 22-Jährige hat bereits im Alter von sechs Jahren mit Eishockey begonnen und es von den Mini’s über die Novizen bis ins Frauenteam geschafft und die beiden Aufstiege des Klubs von der SWHL C in die SWHL B und später in die PostFinance Women’s League (höchste Spielklasse) miterlebt.
Der Schlittschuh Club Langenthal ist für Anja eine Herzensangelegenheit. Sie gibt nicht nur auf dem Eisfeld alles, sondern ist nebenbei auch noch Vereinsvorstandsmitglied.
Ihr Geld verdient sie nebst ihrem «Hobby» Eishockey als Sekretariats-Mitarbeitende mit einem 80-Prozent-Pensum in einer Physiotherapie. Einen Teil der Saison finanziert sie sich jeweils mit Fundraising-Beiträgen.
Ebenfalls seit sieben Jahren Teil des Teams ist Sina Bachmann aus Sumiswald. Die Verteidigerin, welche mit der Rückennummer 22 aufläuft, ist ebenfalls nicht nur als Spielerin fest mit dem SCL verbunden; einst hat sie nebst dem Einsatz auf dem Eis ein Praktikum als Social-Media-Verantwortliche auf der Geschäftsstelle des SCL absolviert.
Die 24-Jährige arbeitet in der Zwischenzeit nicht mehr beim Eishockey-Verein, ist jedoch immer noch für den Instagram-Kanal des Damenteams zuständig. Ihr Geld verdient sie als Stellvertretende Leiterin im Bereich Administration einer Autogarage.
Am Einsatz der Spielerinnen mangelt es nicht
Der erste Sieg der Saison 2024/25 datiert vom 8. Dezember 2024. Im 16. Meisterschaftsspiel wurde in einer hartumkämpften Auswärtspartie Neuchâtel niedergerungen.
Die Wende fiel im Mitteldrittel, als das Team von Headcoach Nicola Minder mit einem Doppelschlag Holly Reuthers innert 39 Sekunden von 0:1 auf 2:1 stellen konnte. Nach der Schlusssirene (3:2) gab es auf der Langenthaler Bank kein Halten mehr; die ersten Punkte dieser Saison wurden wie ein «Golden Goal» in der Verlängerung eines entscheidenden Playoff-Finalspiels lauthals bejubelt.

Diesen ersten Sieg haben sich die Spielerinnen und der gesamte Staff mehr als verdient, hat man doch in jedem Spiel – oftmals auch trotz aussichtsloser Lage – mit viel Leidenschaft und Herzblut hart gekämpft.
In einzelnen Dritteln kann mit den Gegnerinnen mitgehalten werden, so zum Beispiel auch im Meisterschaftsspiel Anfang Dezember, in dem man sich im Kantons-Derby gegen den SC Bern nur knapp geschlagen geben musste (3:5).
Das letzte Drittel haben die Langenthalerinnen damals sogar mit 2:1 Toren für sich entschieden. Auch im ersten Match im Jahr 2025 konnten die Langenthalerinnen den amtierenden Schweizer Meisterinnen aus Zürich lange die Stirn bieten. Dies zeigt: Das Feuer in diesem Team ist trotz vielen negativen Resultaten weiterhin am Brennen.
Zu wenig torgefährlich
Über den bisherigen Saisonverlauf gesehen sind vor allem die mangelnde Durchschlagskraft und fehlende Effizienz in der offensiven Zone Hauptmankos. Diese drei Tore in den Spielen gegen Bern und Neuchâtel waren doch eher atypisch.
Im Schnitt erzielen die Langenthalerinnen nur ein Tor Pro Spiel. Im Gegenzug erhalten sie von den gegnerischen Teams jeweils fünf Tore! (Stand 31. Januar 2025)
Sollte der Klub auf Seiten der Frauen aus der obersten Spielklasse verschwinden, wäre das für die Region Oberaargau und die gesamte Liga sehr schade. Denn der Verein hat sich in den letzten Jahren Schritt für Schritt weiterentwickelt und sich in der höchsten Liga etabliert.

Daneben engagiert man sich stark für den Nachwuchs und hilft mit der Klubstrategie das Schweizer Frauen-Eishockey langfristig und nachhaltig zu fördern.
Der Ligaerhalt ist weiterhin das Ziel und trotzdem wäre ein Schritt zurück in die SWHL B womöglich nicht verkehrt, um langfristig wieder erfolgreich zu werden und die Motivation der jungen Spielerinnen aufrecht zu erhalten. Denn Siege machen definitiv mehr Spass, als Niederlagen – auch wenn man aus diesen bekanntlich am meisten lernt.
Über Anja Luternauer
Geboren: 15. November 2002. Grösse: 165 cm. Vertrag: 2024/25 SC Langenthal Damen. Stationen: Seit 2015/16 SC Langenthal Damen. Aufstieg von der SWHL C über die SWHL B bis in die SWHL A miterlebt.
Über Sina Bachmann
Geboren: 5. Juli 2000. Grösse: 162 cm. Vertrag: 2024/25 SC Langenthal Damen. Stationen: 2013-2016 EHC Brandis U15. 2015/16 SC Reinach Damen. 2016/17 HC Dragon Thun U17. 2017 bis 2021 EV Bomo Thun (SWHL A). Seit 2018/19 SC Langenthal Damen (ab 2022/23 SWHL A).