SCL Tigers: Hannes Björninen – Er hat sich unsterblich gemacht
Der Finne Hannes Björninen beeindruckt bei den SCL Tigers mit seiner Bully-Stärke und Spielintelligenz. Dabei hätte der Mittelstürmer Skispringer werden können.

Dieser eine Tag, der 20. Februar 2022, wird für immer untrennbar mit Finnlands Eishockey-Historie verbunden sein. Und erst recht mit der Lebensgeschichte von Hannes Björninen.
Es war Langnaus Stürmer, der im Olympia-Final von Peking den 2:1-Siegtreffer gegen Russland erzielte, den Finnen das erste Gold an Winterspielen ermöglichte und sich daheim unsterblich machte.

Tausende Fans feierten auf den Strassen Helsinkis, Schneesturm hin oder her. Die Mannschaft plünderte derweil im Flugzeug den Alkoholvorrat. Legendäre Momente seien das gewesen, sagt Björninen, und kann sich ein Lächeln nicht verkneifen.
Mehrere Kindheitsträume seien in dieser Zeit in Erfüllung gegangen, zumal die Finnen drei Monate später auch an der Heim-Weltmeisterschaft in Tampere triumphierten – es handelte sich um eine wahrhaftig goldene Generation.
Ein vergoldetes Quartett im Emmental
Ein hoch dekoriertes finnisches Quartett ist mittlerweile in Langnau engagiert; Harri Pesonen ist Captain, Publikumsliebling und Identifikationsfigur, da wird es beinahe zur Nebensache, dass er an Tempo eingebüsst hat.
Auch Saku Mäenalanen hat zwei Goldmedaillen daheim im Schrank, ebenso Assistenzcoach Juka Varmanen, der nach wie vor auch Finnlands Nationalcoach assistiert.
Seit dieser Saison spielt nun auch Björninen bei den SCL Tigers, seine Landsleute hätten ihm vom Verein vorgeschwärmt, vom familiären Ambiente, der Infrastruktur, der Begeisterung im Dorf. «Und ich wurde nicht enttäuscht», sagt der 30-Jährige.

Mit seiner zurückhaltenden, ruhigen Art passt Björninen ganz gut ins beschauliche Emmental, er ist kein Mann der vielen und schon gar nicht der grossen Worte, entspricht damit ziemlich genau dem finnischen Klischee. «Er ist ein harter Arbeiter», sagt Leiter Sport Pascal Müller, «er hat die perfekte Mentalität, ist ein Teamplayer und eine Führungspersönlichkeit.»
Björninen bezeichnet sich als Getriebenen. Er will jeden Tag besser werden, daher überrascht es auch nur bedingt, hat er trotz seiner Meriten bei einem Klub ohne jegliche Titelambitionen unterschrieben. «Hier kann ich helfen, dass das Team den nächsten Schritt nach oben macht», sagt der Mittelstürmer.
Björninens vielleicht grösste Qualität ist eine, die das Gros der Fans im Stadion kaum wahrnimmt, mitunter aber wesentlichen Einfluss auf den Ausgang einer Partie haben kann: das Bullyspiel.
Seine Statistiken sind exzellent, in der National League war er bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe die Nummer 1 der Liga – rund 60 Prozent der Faceoffs entschied er bis dahin für sich.
Das spezielle Bully-Training
Bedeutend beim Bully sei das richtige Timing, sagt Björninen. «Und man muss den Gegner lesen können», ergänzt der Zweiweg-Center. Es gab eine Zeit, da trainierte er die Anspiele sehr gezielt.
Als er bei seinem Stammverein Lahti spielte, lud der Coach wöchentlich einen Amateur-Schiedsrichter ins Training ein, der die Pucks einwarf. Der Aufwand lohnte sich, Björninen steigerte sich markant. «Wenn irgendjemand den Puck einwirft, ist der Trainingseffekt geringer, als wenn es ein Schiedsrichter tut», hält er fest.

Zudem fragt er regelmässig Teamkollegen nach Tipps, wie er sich gegen andere Bullyspezialisten zu verhalten habe.
In Langnau führt Björninen die erste Sturmreihe mit Mäenalanen und Julian Schmutz an.
Er will Verantwortung übernehmen, so, wie er das überall getan hat. In Lahti war er schon mit 22 Captain, vor seinem Wechsel gehörte er auch im schwedischen Örebro zum Spielerrat.
Sein Auge für die Mitspieler ist offensichtlich, wenn es etwas zu bemängeln gibt, ist es seine offensive Ausbeute: Björninen ist von seinem Stil her keiner, der 20 Treffer in einer Saison erzielt oder einen Punkt pro Partie bucht. Kurz: Er ist nicht der Typ, der Spektakel garantiert.
Auch einen anderen Schläger hat er im Griff
Aufgewachsen ist Björninen in Lahti, die Stadt im Süden des Landes gilt als Hochburg des nordischen Skisports – 2029 werden zum bereits achten Mal die Welttitelkämpfe im Langlauf, Skispringen und in der Nordischen Kombination ausgetragen.
Wenn der Weltcup in der Stadt gastiere, sei einiges los, sagt Björninen, «dann sind Tausende Touristen da, als wäre man an einem Festival». In der Schule habe das Langlaufen zum Alltag gehört, und als Bub sprang er gar einmal über eine Kinderschanze.
«Viele in der Region entscheiden sich denn auch, eine dieser Sportarten auszuüben.»
In Langnau hat Björninen einen Zweijahresvertrag unterschrieben, seine Frau ist mit in die Schweiz gekommen. Golfen bezeichnet er als sein Hobby, sein Handicap 16 beweist, dass er auch den anderen Schläger im Griff hat. In der Schweiz hat er schon eine Runde gespielt, «aber alles in allem spiele ich zu selten, daher werde ich nicht mehr besser».

Besser werden soll dafür sein Deutsch, Björninen will mittelfristig die Sprache zumindest verstehen.
Sicher ist, dass Langnaus Import nächsten Frühling möglichst lange in der Schweiz weilen möchte, die Finnen gehören an der Weltmeisterschaft der Schweizer Gruppe an und tragen ihre Vorrundenspiele in Zürich aus.
Nationaltrainer Antti Pennanen besuchte Björninen Mitte Oktober in Langnau und schaute sich die Partie gegen die Rapperswil-Jona Lakers an, beim 1:4 schoss Björninen immerhin den Ehrentreffer und wurde zum besten Tigers-Spieler gewählt.
Auch wenn sein Fokus derzeit noch gänzlich bei Langnau liegt, hofft er auf einen neuerlichen Platz im Nationalteam, auf einen weiteren Medaillengewinn – und nicht zuletzt auch auf eine weitere legendäre Feier.














