Wird es diese Saison einen Aufsteiger in die National League geben?

Slapshot
Slapshot

Am 08.11.2023 - 10:17

In dieser Ausgabe von «Pro und Contra» geben Nicola Berger und Michael Krein Antwort auf die Frage, ob diese Saison ein Team in die NL aufsteigen wird.

EHC Olten
Wenn über Aufstieg gesprochen wird, wird der EHC Olten schnell zum Thema. - Twitter/@EHCOlten

Ja

Von Michael Krein, SLAPSHOT-Autor, Blogger und MySports-Kommentator

Was ist noch packender, tragischer und faszinierender als ein Playoff-Final? Die Liga-Qualifikation.

Zahlreiche «Schlachten» um Leben oder Tod wurden schon geschlagen, der Abstieg der SCL Tigers, der Rapperswil-Jona Lakers oder Klotens in den Jahren 2013, 2015 und 2018 waren an Dramatik kaum zu überbieten.

Doch nach dem Fall kamen alle gestärkt wieder zurück, der sportliche Auf- und Abstieg ist das Lebenselixier der obersten zwei Ligen. Wenn du in der National League Vizemeister wirst, hattest du trotz allem eine gute Saison, im Falle eines Abstiegs steht gar die Existenz auf dem Spiel, daher ist die Ligaqualifikation das wahre Drama unseres Eishockeys.

Rapperswil Jona.
Der letzte Aufstieg in die NL gelang Rapperswil Jona. - PostFinance/KEYSTONE/Michael Buholzer

Den letzten dramatischen Aufstieg hat Rapperswil-Jona, am 25. April 2018, mit einem Overtime-Sieg in Kloten bewerkstelligt. Ein Drama für Kloten, ein «Meistertitel» für die Lakers. Wer aus dem Unterhaus könnte nun im Frühling 2024 den Oberklassigen ins Unheil stürzen?

Der EHC Olten muss hier, wie jedes Jahr, genannt werden. Die Oltner, welche seit ihrem Nationalliga-A-Abstieg am 5. März 1994 bedauerlicherweise als «unaufsteigbar» gelten, haben noch immer einen Weg gefunden, den Aufstieg, geschweige denn die Ligaqualifikation, aus eigenem Unvermögen zu verpassen.

Dennoch gelten die Solothurner als Top-Favorit für den Aufstieg. Olten dominiert die ehemalige Nationalliga B als klarer Leader und könnte seinen Fluch im kommenden Frühling in einem dramatischen Aufstieg gegen den HC Ajoie feiern.

Der HC La Chaux-de-Fonds, als erster Verfolger Oltens, welcher im letzten Frühling, beim Serie-Stand von 2:0 gegen Ajoie im dritten Spiel erst in der Overtime die Wende hinnehmen musste. Sportlich um die Erfahrung vom letzten Frühling reicher, scheinen die Neuenburger in der Lage zu sein, dem Oberklassigen ein Drama aufzuzwingen.

Die Infrastruktur ist allerdings nur noch durch die Erinnerungen an die sechs Meisterjahre National League-würdig.

Dann schlummert noch der EHC Basel, welcher als einziger aktueller Swiss League- Klub nach der Jahrtausendwende National League-Eishockey gespielt hat und darüber hinaus über eine hervorragende Infrastruktur verfügt.

ehc basel
Der EHC Basel bejubelt ein Tor im MySports-League-Final im vergangenen Frühling. - EHC Basel

Der Zeitpunkt für Basel könnte nicht besser sein, während die Fussballer des grossen FCB in die Krise und womöglich in die Zweitklassigkeit schlittern, könnte der «EHC» in die Bresche springen.

Mit Kevin Schläpfer als Sportchef ist der richtige Mann zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Mit einem guten Draht zu Patrick Kane könnte der Sissacher die Basler durch einen Sensationstransfer im Frühling zurück in die National League führen.

Egal, wer den Favoriten herausfordert, spätestens am 14. April 2024 wird der neue Aufsteiger nach einer an Dramatik kaum zu überbietenden Serie gekrönt werden und die Geschichtsbücher, und die Eishockey-Landkarte werden umgeschrieben.

Nein

Von Nicola Berger, SLAPSHOT-Autor und NZZ-Redaktor

Und das liegt nicht an den Teams aus der Swiss League. Natürlich gibt es valide Aufstiegskandidaten: Der EHC Olten mit seiner bemerkenswerter Kadertiefe, der mit Lars Leuenberger von einem Meistertrainer angeleitet wird.

Der HC La Chaux-de- Fonds, bei dem es ein Frevel ist, dass die famos aufspielenden Teamleader wie der Erstliniencenter Oliver Achermann nicht in die National League abgeworben worden sind. Und vielleicht sogar der EHC Visp um Heinz Ehlers, trotz des beschämenden Saisonstarts.

SCL Tigers
Steigen die SCL Tigers etwa ab in dieser Saison? - PostFinance/KEYSTONE/Urs Flueeler

Die realistischen Abstiegskandidaten – der EHC Kloten, die SCL Tigers und vor allem der HC Ajoie – sind bei den Schweizer Spielern nicht so viel besser besetzt, dass es unmöglich wäre, eine Best-of-Seven-Serie zu verlieren. Aber der entscheidende Unterschied ist der signifikant höhere Rhythmus in der National League.

Wir werden in diesen Monaten möglicherweise gerade Zeuge der besten Meisterschaft der Geschichte – die Erhöhung von vier auf sechs Ausländern hat das Talentlevel und die Qualität in der Liga eindrücklich erhöht. Davon profitieren alle, auch jenes Team, welches in die Liga-Qualifikation muss.

Es spielt eine Rolle, ob man sich von September bis Februar Abend für Abend mit Spielern von der Güteklasse eines Denis Malgin, Roman Cervenka und Daniel Carr misst. Oder sich mit den Ticino Rockets und dem EHC Winterthur duelliert.

Dazu kommt der Umstand, dass in der Liga-Qualifikation vier Ausländer eingesetzt werden können, was einen massiven Wettbewerbsnachteil für die Swiss League-Teams darstellt.

Roman Cervenka
Roman Cervenka bringt Qualität aus dem Ausland in die NL. - PostFinance/KEYSTONE/Michael Buholzer

Kaum ein Verein ist in der Lage, sich ab Transferschluss vier valable Ausländer zu leisten. Die Herausforderungen sind finanzieller Art. Und selbst wenn die Mittel vorhanden sind, müssen sich erst Spieler von Format finden lassen, die kein Problem damit haben, in der Qualifikation und in den Swiss League-Playoffs nur sporadisch eingesetzt zu werden – dort liegt das Limit unverändert bei zwei Akteuren.

Es ist ein Problem, welches sich 2022/23 beispielsweise im EHC Olten akzentuierte: Die völlig ungenügenden Darbietungen des im Dezember verpflichteten (und inzwischen nicht einmal mehr in Italien skorenden…) Amerikaners William Rapuzzi standen exemplarisch für diese Problematik.

Es würde nicht überraschen, sollte es in den nächsten Jahren keinen Absteiger geben. Zumal derzeit kein Swiss League-Verein mit aller Macht nach oben strebt.

Ändern dürfte sich das, sobald sich das Stadionprojekt des HC Sierre konkretisiert. Dafür gibt es heute keine Garantie, auch wenn die Zuversicht des Schirmherrs Chris McSorley fast grenzenlos ist. McSorley sagt, Sierre würden über Nacht beträchtliche Mittel zur Verfügung gestellt, sobald die Politik grünes Licht für den Bau der neuen Arena gibt.

2027 soll das Stadion eröffnet werden – in der National League, versteht sich. Für diesen Zeithorizont sollten die NL-Teams gewarnt sein; McSorley ist ein gewiefter Kaderplaner, es wäre spannend zu sehen, was er mit einer vollen Transfer-Kriegskasse zu kreieren im Stande ist.

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