97. Spengler Cup: Valentin Nussbaumer über den HC Davos

Kristian Kapp
Kristian Kapp

Valentin Nussbaumer erlebte hautnah den erfolgreichsten Saisonstart aller Zeiten eines NL-Teams. Auch persönlich läuft es dem 25-jährigen Stürmer des HC Davos.

Valentin Nussbaumer
Valentin Nussbaumer hat mit dem HC Davos einen beeindruckenden Saisonstart hingelegt. - IMAGO / Jari Pestelacci

SLAPSHOT: Zum Saisonauftakt 18 von 19 Spielen gewinnen. Wie erlebt man so eine Serie?

Valentin Nussbaumer: Das war wirklich unglaublich. Wir wussten aber von Anfang an, dass wir eine gute Mannschaft haben und dass wir in der Vorbereitung hart dafür gearbeitet hatten, um solche Leistungen zeigen zu können.

Entsprechend gross war das Vertrauen. Mit so vielen Spielen in kurzer Zeit war das Motto «Weiter, immer weiter.»

SLAPSHOT: Hinterfragt man die Dinge auch bei krassen Siegesserien?

Nussbaumer: Im Team haben wir einfach den Flow zugelassen. Die Trainings blieben aber hart. Wir versuchten, trotz all der Siege immer besser zu werden.

SLAPSHOT: Josh Holden teilte dennoch regelmässig mit, was ihm nicht passte. Ist es im Erfolg schwierig, auf den Trainer zu hören?

Valentin Nussbaumer
Kann der HC Davos mit Valentin Nussbaumer auch am Spengler Cup überzeugen? - IMAGO / Andrea Branca

Nussbaumer: Nein. Unter Josh haben wir seit seiner Ankunft immer hart gearbeitet. Es war keine Überraschung, dass er auch jetzt Verbesserungen sehen wollte.

SLAPSHOT: Hat sich nach diesem Start die Erwartungshaltung in der Mannschaft verändert?

Nussbaumer: Die Ziele, die wir haben, hatten wir von Anfang an. Es ist aber zu früh, um über Grosses nachzudenken. Wir haben immer noch so viele Spiele vor uns, du musst dich immer nur auf die nächste Partie fokussieren.

SLAPSHOT: Ihre Rolle dürfte Ihren Träumen entsprechen: Sie spielen fast ausschliesslich mit den Ausländern oder neben Enzo Corvi.

Nussbaumer: Meine Linienpartner wechselten zwar oft, aber es waren immer sehr gute Spieler. Das ist cool! Ich selbst konnte auch beitragen zu den guten Leistungen und produzieren, egal, mit wem ich spielte.

SLAPSHOT: Spüren Sie den besonderen Druck auf offensive Spieler?

Nussbaumer: Wir haben ein sehr gutes Kader, in dem alle den Unterschied ausmachen können. Ich bin sicher ein sehr offensiv ausgerichteter Spieler, das ist meine Rolle.

HC Davos
Die Davoser (v.l.n.r.) Valentin Nussbaumer, Nico Gross, Matej Stransky und Enzo Corvi jubeln im Spiel der National League über ein Tor. - PostFinance/KEYSTONE/Gian Ehrenzeller

Ich muss eine gute Chemie finden mit meinen Linienkollegen, um Spiel für Spiel produzieren zu können.

SLAPSHOT: Ist es eine Herausforderung, wenn drei offensiv ausgerichtete Spieler eine Linie bilden?

Nussbaumer: Ich glaube nicht. Wir sprechen viel, um einander ergänzen und uns gegenseitig absichern zu können. Der Vibe im Team ist sehr gut, aber das war schon so, als ich hierher kam. Das ist in Davos unglaublich, es macht jeden Morgen Spass, ins Stadion zu kommen.

SLAPSHOT: Sie mussten hin und wieder auch als Center aushelfen.

Nussbaumer: Ich mache das gerne. Bezüglich Mitspieler hatte das keinen Einfluss, es waren auch in diesen Spielen immer sehr gute Stürmer.

Was es brauchte, war der Switch im Kopf: Du musst defensiver denken, vor allem im Spiel ohne Puck. Das soll keine Ausrede sein: Aber das ist jeweils schon eine Challenge.

SLAPSHOT: Im November spielten Sie mit der Nationalmannschaft an der Euro Hockey Tour in Finnland. Diese hatte im Gegensatz zum HCD viel Mühe, Chancen zu kreieren. Wie erlebten Sie dieses andere Extrem?

Nussbaumer: Natürlich spielst du Eishockey in erster Linie, um offensiv und kreativ sein zu können.

Valentin Nussbaumer Jerry Turkulainen
Kampf um den Puck: Der Davoser Valentin Nussbaumer (l.) gegen PostFinance Top Scorer Jerry Turkulainen vom HC Ajoie. - PostFinance/KEYSTONE/Juergen Staiger

Doch wenn das anders ist und du häufiger in der Defensive bist, dann kann das auch positive Aspekte haben: Es tat auch gut, nach all den Siegen mit Davos einmal einen Schritt zurück zu tätigen und zu sehen, dass du nicht immer nur gewinnen kannst. Trotz der Niederlagen empfand ich die Woche als etwas Cooles.

SLAPSHOT: Was haben Sie für Ihr eigenes Spiel gelernt?

Nussbaumer: Ich schaute das Turnier auch als persönliche Challenge an: Wo stehe ich im Vergleich mit den besten Spielern der Gegner und den Teamkollegen? Natürlich findet man da immer Details, an denen man arbeiten muss.

SLAPSHOT: Weil bei Olympia sechs Schweizer Stürmer aus der NHL dabei sein werden, sind die Offensivplätze für NL-Spieler rar. Lebt Ihr Olympia-Traum dennoch?

Nussbaumer: Er ist sicher da. Mir ist die Ausgangslage aber klar: Normalerweise haben die NHL-Spieler offensive Rollen. Ich kann darum nicht mehr tun, als das Beste zu geben.

HC Davos
Schafft es Valentin Nussbaumer (Mitte) trotz starker Konkurrenz der Schweizer NHL-Spieler in den Nati-Olympia-Kader? - keystone

Alles andere liegt nicht in meiner Hand, darum muss ich mir auch nicht allzu sehr den Kopf zerbrechen.

SLAPSHOT: Ist das auch Ihre Einstellung bezüglich Heim-WM?

Nussbaumer: Ja. Ich hoffe, dass wir zuvor einen guten Run mit Davos haben, dann sehen wir weiter.

SLAPSHOT: Welche Ziele haben Sie grundsätzlich mit der Nationalmannschaft?

Nussbaumer: Wenn wir über die Heim-WM reden, ist das natürlich ein Traum auch in meinem Kopf. Ich möchte aber im Moment leben und mich nicht jetzt schon unter Druck setzen.

SLAPSHOT: Zunächst folgt der Spengler Cup, es wird Ihre vierte Teilnahme. Worauf freuen Sie sich besonders?

Nussbaumer: Die Emotionen. Der Ort verändert sich. Es ist eine Woche, in der alles cool ist. Die Familie kommt, mein Vater und mein Bruder werden wieder hier sein.

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Valentin Nussbaumer steht seit Januar 2021 beim HC Davos unter Vertrag. - keystone

Davos erstrahlt, und dann sind all die Fans da, die für die spezielle Stimmung sorgen. All das macht wirklich Spass, ich freue mich sehr.

SLAPSHOT: Was war Ihr bestes Erlebnis am Turnier?

Nussbaumer: Der Finalsieg 2023. Wir wussten alle, dass Davos schon lange nicht mehr gewonnen hatte und dass der ganze Klub diesen Erfolg herbeisehnte. Für mich ist der Sieg darum bislang auch das Highlight meiner Karriere.

SLAPSHOT: Ihre Kindheitserinnerung an den Spengler Cup?

Nussbaumer: Immer Team Canada! (lacht) Wir schauten mit der Familie viele Spiele, aber mein Highlight waren immer jene des Team Canada.

Darum ist das Spiel gegen die Kanadier auch für mich ein Höhepunkt. Und weil wir nun auch gegen eine Auswahl aus den USA spielen, werden es zwei besondere Partien sein.

SLAPSHOT: Als Sie im Januar 2021 zum HCD wechselten, war der Nordamerika-Traum präsent, Ihr NHL-Draft erst eineinhalb Jahre her. Ist das Thema abgeschlossen?

Valentin Nussbaumer SLAPSHOT
Valentin Nussbaumer will mit dem HC Davos Titel gewinnen. - IMAGO / Sergio Brunetti

Nussbaumer: Den Traum gibt es schon noch. Aber ich habe mittlerweile Ziele, die näher sind als Nordamerika. Auch mit Davos und vielleicht eines Tages mit der Nationalmannschaft kann man sehr schöne Ziele erreichen.

SLAPSHOT: In Davos ist die Sehnsucht nach Titel Nummer 32 gross.

Nussbaumer: Das ist aktuell mein klar grösstes Ziel. Wir haben ein gutes und cooles Team. Es wurde während Jahren aufgebaut, viele Spieler sind schon lange hier, inklusive Ausländer wie Stransky oder Dahlbeck. Ich hoffe darum, dass wir unser Ziel nun erreichen können.

SLAPSHOT: Einer ist nicht mehr dabei. Wie erleben Sie die erste Saison ohne Andres Ambühl?

Nussbaumer: Vergessen wir auch Marc Wieser nicht. Es ist schon komisch, dass sie nicht mehr hier sind. Ich bin glücklich, dass ich mehrere Jahre mit ihnen spielen konnte. Auch das ist ein Highlight. Andres Ambühl ist die wohl grösste Legende im Schweizer Eishockey.

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