«Blueliner Berger»: Es ist Zeit für ein Cup-Comeback

Nicola Berger
Nicola Berger

La Chaux-de-Fonds gewann Anfang Februar erstmals den Cup, weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit – ein Weckruf für die NL-Klubs, laut SCB-CEO Marc Lüthi.

La Chaux-de-Fonds SLAPSHOT
La Chaux-de-Fonds hat Anfang Februar erstmals den Cup gewonnen. - KEYSTONE/Cyril Zingaro

Der Teletext mag ein Medium von vorgestern sein, eigentlich, aber er hat nichts von seiner Bedeutung verloren. Im Jahr 2023 haben sich in der Schweiz 2,5 Millionen Menschen zumindest gelegentlich via Teletext informiert.

Die Typografie ist legendär, die Kompaktheit und Nüchternheit ebenfalls, die Übersicht unschlagbar. Und der Teletext ist auch ein gutes Barometer dafür, ob eine Sportmeldung von Belang ist, ob sie Relevanz hat.

Am 2. Februar war zumindest im Teletext von SRF keine Zeile dazu zu lesen, dass der HC La Chaux-de-Fonds vor ausverkauftem Haus seinen Trophäenschrank erweitert hat: 4:2 siegte der Primus der Swiss League im Cup-Final gegen die GCK Lions mit ihren zwei Kult-Fans Martin Christen und Simon Berger, die normalerweise die einzigen zwei Anhänger im GCK-Block sind.

Es war ein Gaudi, ein Happening. Aber eben in Sachen Wahrnehmung leider nur in der Peripherie. Über die Relevanz des Cup-Wettbewerbs ist unmittelbar im Anschluss an seine Wiederbelebung nach 48 Jahren im Herbst 2014 fleissig gestritten worden.

Der HC la Chaux-de-Fonds nach einem Sieg.
Der HC La Chaux-de-Fonds hat sich im National Cup mit 4:2 gegen die GCK Lions durchgesetzt. - keystone

Nicht im «Blick», der als offizieller Medienpartner und aufgrund seiner Verbandelungen zur Vermarktungsagentur Infront alle PR-Register zog.

Aber sonst schon – sehr zum Groll des Cup-Schirmvaters Willi Vögtlin waren die Schlagzeilen wenig freundlich: «Ein Cup, den niemand braucht» war zu lesen. Und ein Online-Portal titelte: «Warum der Schweizer Eishockey-Cup schlimmer ist als jedes Grümpelturnier.»

Auch wir waren nicht überzeugt; mit dem im Rückblick geradezu beschämend falschen Argument, dass es im Eishockey kaum Überraschungen geben werde, weil der Klassenunterschied zu gross sei. Aber errare humanum est, das wussten schon die alten Römer.

Der «neue» Cup hatte seine Schwächen – dann, wenn im Viertel- oder Halbfinal National League-Klubs in nicht einmal halbvollen Stadien aufeinandertrafen. Oder Top-Teams mehr oder weniger absichtlich verloren.

So wie der HC Davos 2015 als Meister im Sechzehntelfinal gegen Dübendorf, weil Arno Del Curto die Kräfte für die Champions Hockey League bündeln wollte.

GCK Lions holen 0:2 auf und siegen nach Penaltys
Gegner im Cup-Final waren die GCK Lions. - GCK Lions

Der HCD-Präsident Gaudenz F. Domenig klärte seinen Trainer danach mit markigen Worten darüber auf, dass sich das so schon nur deshalb nicht gezieme, weil der Cup-Hauptsponsor Zurich-Versicherung auch den Spengler Cup alimentiere.

Oder der SC Bern, der 2016 aus fehlgeleitetem Trotz darüber, dass Farmteams mitmischen durften, mit dem C-Team nach Biasca reiste und den Ticino Rockets 1:2 unterlag. Aber es war ein kleiner Preis dafür, was der Cup bewirkte. Es liegt nun mal eine besondere Magie darin, wenn Stars in der Provinz spielen.

In Chur eilten im September 2015 mehr als 5000 Zuschauer herbei, um die ZSC Lions zu sehen. Und sie werden nie vergessen, dass die heutige NHL-Lichtgestalt Auston Matthews einmal im Churer Hallenstadion gastierte. Und sogar einen Treffer zum 9:2-Sieg beisteuerte.

Für die unterklassigen Vereine war der Cup eine wichtige Einnahmequelle. Die Swiss League-Klubs Rapperswil-Jona Lakers (Champion 2018) und der HC Ajoie (Sieger 2020) zogen so viel Kraft, Selbstvertrauen und Sponsoringeinnahmen aus dem Wettbewerb, dass ihnen kurz darauf der Aufstieg gelang.

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Der National Cup wurde nach 48 Jahren wiederbelebt. La Chaux-de-Fonds gewann die Neuauflage mit 4:2 gegen die GCK Lions. - KEYSTONE/Cyril Zingaro

Für Ajoie war der 7:3-Sieg den HC Davos die vermutlich epochalste Sternstunde der Klubgeschichte. Gefühlt war der halbe Jura nach Lausanne gereist, der Tag war nicht weniger als ein Erweckungserlebnis.

Es ist betrüblich, entschied die National League sich dazu, 2021 auszusteigen. «Terminnot» lautete die Begründung, was eine seltsame Art ist, um Profitgier zu umschreiben. Selbstverständlich sind gewöhnliche Qualifikationsrunden für die NL-Klubs finanziell lukrativer.

Aber ein bisschen mehr Solidarität stünde dieser Branche gut an – schon nur gegenüber der Swiss League, deren existenzielle Krise die NL-Klubs zu einem nicht unwesentlichen Teil mitzuverantworten haben.

Marc Lüthi, der Big Boss des SC Bern, sagte 2019: «Der Cup hilft den kleinen Klubs in den Regionen und wir unterstützen alles, was das Eishockey fördert». Es waren weise Worte.

Und die NL-Manager täten gut daran, sich an sie zu erinnern. Die Chancen stehen aus verschiedenen Gründen schlecht. Aber eigentlich wäre die Zeit reif für ein Cup-Comeback. Man würde bestimmt auch im Teletext davon lesen.

Über den Autor Nicola Berger

Nicola Berger schreibt seit mehr als 15 Jahren über das Schweizer Eishockey – er tat das lange für die «Luzerner Zeitung». Und auch für Produkte, die es betrüblicherweise längst nicht mehr gibt: «The Hockeyweek», «Eishockey-Stars», «Top Hockey».

Seit 2013 ist er Reporter bei der NZZ und hat eine ausgeprägte Schwäche für Aussenseiter sowie aus der Zeit gefallene Stadien und Persönlichkeiten. Ein Königreich für ein Comeback von Claudio Neff.

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