Dominik Schlegel lebt seinen Traum in anderer Funktion

Andy Maschek
Andy Maschek

Für Linesman Dominik Schlegel war die letzte Saison erfolgreich. Und am Ende wurde der 31-Jährige dafür belohnt: Mit der Premiere an der A-Weltmeisterschaft.

Dominik Schlegel Slapshot
Bei der A-WM dabei: Der 31-jährige Linesman Dominik Schlegel hat mit der Teilnahme an der A-WM 2025 den bisherigen Höhepunkt seiner Schiedsrichter-Karriere erreicht. - zVg

Zuletzt war für Dominik Schlegel Erntezeit. Sein Engagement als Linienrichter wurde belohnt. Er war am Spengler Cup 2024 in Davos zum zweiten Mal nach 2019 im Einsatz und erfüllte sich so den Traum, nachdem er sich als Kind diese Eishockey-Festspiele nie hatte entgehen lassen.

Auch in der National League wurden seine Leistungen honoriert. Im dritten Playoff-Finalspiel zwischen den ZSC Lions und dem Lausanne HC kam er wie schon letzte Saison – damals in zwei Matches – in der entscheidenden Serie zum Einsatz.

Spengler Cup
Zum zweiten Mal nach 2019 war Dominik Schlegel beim Spengler Cup 2024 als Schiedrichter im Einsatz. - keystone

Im Mai reiste er schliesslich an die A-WM in Schweden und Dänemark, wo er in sieben Matches zum Einsatz kam.

Unmittelbar danach folgte der «fliegende» Wechsel in die Ferien, für eine Woche nach Thailand, um sein Hobby, das Kick- und Thaiboxen, in authentischem Rahmen zu erleben.

Mit den Weltstars auf dem Eis

Für Dominik Schlegel war die A-WM 2025 der Höhepunkt seiner bisherigen Schiedsrichter-Karriere, insbesondere das Spiel zwischen Gastgeber Schweden und Kanada (3:5), bei dem Superstars wie Sidney Crosby oder Nathan MacKinnon auf dem Eis standen, war speziell.

«Ich habe bis 22 Jahre Eishockey gespielt, davon geträumt, selber mal so mein Geld zu verdienen und habe von Klein auf Spieler wie Crosby oder Owetschkin bewundert und verfolgt», sagt der 31-Jährige.

Dominik Schlegel Slapshot
Dominik Schlegel stand bei der WM 2025 mit Superstars wie Sidney Crosby auf dem Eis. - IMAGO / Bildbyran

Beim Unihockey daheim im Garten habe man unter deren Namen gespielt, und so sei es am Anfang surreal gewesen, plötzlich gemeinsam mit den Weltstars auf dem Eis zu stehen.

«Am Ende war es aber ein professionelles Setting, eine Zusammenarbeit, die nicht anders war als in den Schweizer Ligen.»

Der Wechsel vom nationalen aufs internationale Spitzenniveau gelang dem Linienrichter. Hilfreich sei wohl gewesen, dass die WM in Schweden und auf derselben Eisgrösse wie in der Schweiz stattfand.

Eine Rolle spiele auch, welche Teams involviert sind. Schlegel sagt: «Ohne zu werten: Slowenien gegen Frankreich stellt betreffend Tempo andere Anforderungen als ein Finalspiel zwischen den ZSC Lions und Lausanne

Beim Duell zwischen Schweden und Kanada bestehe betreffend Speed, Genauigkeit und Details dagegen ein Unterschied, aber man könne sich schnell anpassen.

Dominik Schlegel Slapshot
Der Wechsel vom nationalen aufs internationale Spitzenniveau gelang Linienrichter Dominik Schlegel. - IMAGO / Bildbyran

«Eine Herausforderung ist der mentale Faktor, wenn man daran denkt, dass wie im Spiel Schweden gegen Kanada ein riesiges Publikum zuschaut.»

Der Einsatz in diesem Match wird dem Linesman ein Leben lang in Erinnerung bleiben, zumal er als Souvenir von seinen Kollegen für seine erste A-WM einen Puck erhalten hat.

Eine Saison mit 90 Spielen

Bei Dominik Schlegel waren nach der WM die Batterien leer. Rund 90 Matches, inklusive Meisterschaft, Vorbereitungsmatches, IIHF-Turniere, Olympia-Qualifikation, Spengler Cup hatte er am Ende in den Knochen – und mental wegzustecken.

«Und das ist auch eine der grössten Herausforderungen einer WM zu diesem Zeitpunkt. Ich hatte Ende Juli vergangenen Jahres die ersten Testspiele und stand seither durchgehend im Einsatz, auch mit dem Spengler Cup oder Nati-Testspielen während internationalen Pausen.

Mitte, Ende Mai merkt man das physisch und mental und freut sich auf den Sommer», erklärt er.

Der Grossteil der in der National League regelmässig eingesetzten Headschiedsrichter ist auf professioneller Basis aktiv, die Linienrichter verrichten ihre Dienste dagegen als Amateure.

Dominik Schlegel Slapshot
Rund 90 Spiele hat Dominik Schlegel in der zurückliegenden Saison bestritten. - Claudio Thoma / freshfocus

Dominik Schlegel beispielweise arbeitet in einem 60-Prozent-Pensum als Sportlehrer an der Kantonsschule Uster, das Eishockey läuft nebenbei. Gutes Zeit- und Belastungsmanagement ist da unabdingbar, oder wie er sagt: «Man muss sich gut organisieren.

Es braucht privat und beruflich ein Umfeld, welches das unterstützt und bereit ist, während der Saison viel zurückzustecken.»

Gleichzeitig sei er als Linienrichter betreffend Training flexibler als die Spieler, seine Fixtermine seien die Spiele, «beim Rundherum, auch der Regeneration, haben wir keine zeitlichen Leitplanken».

Umso schöner ist es, wenn diese harte Arbeit belohnt wird, mit Einsätzen an absoluten Höhepunkten in der Eishockey-Agenda.

«Ich durfte in diesem Jahr viel erleben und bin entsprechend dankbar, unserem Management und dem Internationalen Verband, denn solche Aufgebote haben mit Vertrauen zu tun, und mir wurde gerade in diesem Jahr viel Vertrauen geschenkt», sagt der Linesman.

Dominik Schlegel Slapshot
Auch die Olympischen Spiele sind für Dominik Schlegel (Nr. 73) ein Thema. Gern würde er dort auf dem Eis stehen. - IMAGO / Mediafab.ch

Sein Werdegang ähnelt jenem vieler anderer Unparteiischer. Er war in jungen Jahren selber Eishockeyspieler.

Träumte von einer grossen Karriere, einem Vertrag als Profi. Irgendwann realisierte er, dass dieser Traum nicht real werden wird, und so löste er 2014 die Lizenz als Schiedsrichter.

«Es gab eine Zeit, da habe ich in der 1. Liga gespielt und lief das Schiedsrichterwesen sehr, sehr nebenbei, parallel zum Studium», erinnert er sich. Ab 2016 habe er dann voll auf die Karte Schiedsrichter gesetzt.

Der Aufwand und der finanzielle Ertrag seien schlicht und einfach nicht mehr aufgegangen. «Ich habe das alles zwar nie wegen des Geldes gemacht, aber im Endeffekt müssen die Rechnungen auch bezahlt werden, zudem war ich als Spieler so ziemlich unflexibel.»

Dominik Schlegel wollte trotz allem im Eishockey bleiben, und weil ihn das Trainerwesen zu diesem Zeitpunkt nicht ansprach, entschied er sich für den Weg als Schiedsrichter.

Als er sich voll auf diese Tätigkeit konzentrierte, habe er von den Zuständigen sehr viel Vertrauen bekommen, sei schnell vorwärts gekommen und habe eine Passion entwickelt.

«Es ist mega cool, den Traum von den Profi-Ligen national und international in einer anderen Funktion zu leben, und ich finde es spannend, wie man sich charaktertechnisch entwickelt, beispielsweise im Umgang mit Druck, in der Kommunikation auch in emotionsgeladenen und druckvollen Situationen.

Das fasziniert mich enorm, und es bringt mich fürs Berufs- und Privateben und als Mensch weiter», erklärt der Referee.

Bereit für den Schritt zum Head?

Das Eishockey und das Schiedsrichterwesen werden auch in Zukunft ein Fixpunkt im Leben von Dominik Schlegel bleiben, offen ist, in welcher Form.

Er hofft, auch für die Heim-WM 2026 aufgeboten zu werden, die für ihn ein weiteres Highlight wäre. Danach müsste er sich wohl die Frage stellen ob ein Wechsel zum Head ein Thema ist, ob ihn diese Herausforderung reizt.

Dominik Schlegel Slapshot
Schiedsrichter Dominik Schlegel konnte auch in der National League überzeugen. - IMAGO/dieBildmanufaktur

Oder ob er Linienrichter bleibt und versucht, es an die Olympischen Spiele 2030 in den französischen Alpen zu schaffen. «Den Olympia-Traum trage ich seit meiner Kindheit in mir, und es würde mich enorm reizen, da ein Thema zu sein», erklärt er.

«Das würde aber bedingen, in den nächsten vier Jahren nochmals alles in die Tätigkeit als Linesman zu investieren. Auf der anderen Seite besteht die Möglichkeit, sich nach einer, hoffentlich zwei A-Weltmeisterschaften bereit zu fühlen für den Schritt zum Head.»

Für diesen Wechsel müsste er akzeptieren, weiter unten frisch zu starten und zu versuchen, über das Amateurhockey vorwärts zu kommen. Es wäre betreffend Ligen ein Schritt zurück, bräuchte viel Arbeit, Entwicklung – und es ist nicht garantiert, wieder dieses Level zu erreichen, es erneut ins Spitzenhockey zu schaffen.

«Meine Pläne sind die eine Seite, gleichzeitig muss ich dann auch mit dem Management zusammensitzen und schauen, wie man dort meine Zukunft sieht», so Schlegel, der mit 31 Jahren für einen Schiedsrichter noch jung ist, aber tendenziell davon ausgeht, dass seine internationale Karriere bei einem Wechsel zum Head vorbei wäre, «denn es braucht eine gewisse Zeit, um das nötige Level zu erreichen – wenn man es überhaupt schafft».

Dominik Schlegel Slapshot
Wechselt Linesman Dominik Schlegel zum Headschiedrichter? - IMAGO / justpictures.ch

Noch sind es nur Zukunftsgedanken. Aktuell passt für den 31-Jährigen das Gesamtpaket, zu dem seine Tätigkeit als Lehrer gehört, die es ihm ermöglicht, auch mal etwas anderes als Eishockey zu denken und in einem Umfeld zu arbeiten, in dem er nicht als Schiedsrichter wahrgenommen wird.

Gleichzeitig geniesst er das Eishockey, oder wie er sagt: «Ich kann den Traum leben, den ich schon als Kind hatte, Teil von den Spielen sein, die ich selber schaute und die mit diesen Spielen verbundenen Emotionen erleben.»

Mehr zum Thema:

Weiterlesen