Jacob De la Rose: Teamplayer par excellene
Es gibt Spieler, deren Wert nicht einfach nur anhand von Toren und Assists beziffert werden kann. Der Schwede Jacob de la Rose (29) ist einer dieser Art.

Es war der Sommer 2022, als Jacob de la Rose von Färjestad in die Schweiz kam. Mit im Gepäck hatte er eine schöne Ladung an Erfahrung und auch einige Erfolge, 242 NHL-Spiele für Montréal, Detroit und St. Louis beispielsweise.
Über 100 Matches in der höchsten schwedischen Liga. Einen Meistertitel mit Färjestad, und den Gewinn von WM-Gold 2018. Weshalb er damals in die Schweiz und zu Gottéron kam, beschreibt De la Rose rückblickend so: «Ich kehrte nach sieben Jahren Nordamerika nach Schweden zurück, spielte ein Jahr da, dann ergab sich die Möglichkeit mit Fribourg.»
Christian Dubé, der damalige Sportchef und Trainer, habe ihm das Projekt präsentiert, «es passte für meine Familie und mich, und wir waren vom ersten Tag an froh, dass wir uns so entschieden haben».
Ein Wechsel auch für die Familie
Beim Entscheid pro Gottéron und Schweiz spielte wie bei vielen anderen Imports auch der Fakt mit, dass unser Land und unsere Liga mit den kurzen Reisen und entsprechend kurzen Abwesenheiten ohne Roadtrips die Möglichkeit bieten, viel Zeit mit der Familie zu verbringen.

Und das ist im Fall von Jacob De la Rose wichtig, schliesslich kam einen Monat nach seiner Ankunft in der Schweiz sein Sohn auf die Welt, mittlerweile hat die Familie durch eine Tochter, die allerdings in Schweden geboren wurde, weiteren Zuwachs erhalten.
Der 29-Jährige und seine Familie fühlten sich in Fribourg auf Anhieb wohl, oder wie er über den ersten Eindruck damals sagt: «Wir haben es vom ersten Tag an geliebt hier, haben nette Leute und eine grossartige Organisation kennengelernt. Eine schöne Stadt, wunderbare Fans. Und ich war beeindruckt vom Stadion. Das ist wirklich sehr schön.»
Sportlich verlief der Start etwas holpriger. Nachdem Gottéron in der Saison 2021/22 die Regular Season auf Rang 2 beendet und in den Playoffs die Halbfinals erreicht hatte, waren die Ansprüche im und um den Klub natürlich gross. Doch die Realität auf dem Eis war eine andere.
Christian Dubé und sein Team erlebten eine schwierige Saison, verpassten gar die Playoffs. Dennoch habe er sich nie gefragt, wo er denn hier gelandet sei, sagt De la Rose. «Wir hatten nicht wirklich eine gute Saison, doch während des Jahres wurde es besser, vor allem auch, nachdem ich im Januar meinen Vertrag verlängern konnte.
Aber natürlich waren wir alle enttäuscht und nicht zufrieden, als wir die Playoffs verpassten. Gleichzeitig war ich glücklich, dass ich meinen Vertrag verlängern konnte.» Auf die Baisse folgte der nächste Aufschwung.
In der vergangenen Saison beendete Gottéron die Qualifikation erneut auf Rang 2, scheiterte erst im Halbfinal. Was war anders? «Das ist schwierig zu sagen. Wir hatten sicher neue Spieler, die uns verstärkt haben. Wir spielten besser, hatten eine gute Regular Season – leider verloren wir dann in den Halbfinals gegen Lausanne, wobei jedes Spiel sehr eng war. Schade, es wäre alles da gewesen, um weit zu kommen», so De la Rose, der in der laufenden Saison mit seinem Team lange nicht auf Touren kam, viele knappe Spiele verlor und so in der Tabelle den Ansprüchen hinterher hinkte, «aber wir gehen in die richtige Richtung».

Auch persönlich stimmt die Leistung des Schweden. Er, der vielleicht beste Zwei-Weg-Center der National League, war zu Beginn der Länderspiel-Pause im Dezember mit neun Toren und neun Assists hinter seinen Landsmännern Lucas Wallmark (7/15) und Marcus Sörensen (9/12) der drittbeste Skorer seines Teams und mit durchschnittlich 19:45 Minuten Eiszeit pro Spiel auch der nach Verteidiger Ryan Gunderson (21:00) am meisten eingesetzte Spieler.
«Jacob ist ein kompletter Spieler, der sehr viel Power hat. Er gewinnt viele Zweikämpfe und kommt oft mit dem Puck aus den Duellen heraus. Neben viel Wasserverdrängung bringt er Spielverständnis und einen guten Schuss mit – und natürlich kann er auch defensiv aufräumen», sagte Teamkollege Christoph Bertschy schon gegenüber den «Freiburger Nachrichten.»
De la Rose sei nicht nur auf dem Eis, sondern auch in der Kabine ein Mehrwert, so Bertschy. «Er ist bestimmt nicht der Lauteste, aber Jacob ist ein sehr cooler und offener Mensch.
Geballte Ladung Schweden-Power
Gottéron gehört auf dem Papier zu den besten Teams der Liga, auch in dieser Saison scheint viel oder alles möglich. Das erste Ziel sei es, mit einem Platz in den Top 6 das direkte Playoff-Ticket zu lösen, und dann – Achtung, Phrase! Ist bekanntlich alles möglich.
Gefordert ist dabei bei den Freiburgern das gesamte Team, speziell sind es aber die ausländischen Spieler. Und da vertraut Gottéron aktuell auf eine geballte Ladung an schwedischer Power.
Mit Jacob De la Rose, Lucas Wallmark, Marcus Sörensen, Andreas Borgman und Jakob Lilja stehen gleich fünf Schweden im Kader, ergänzt wird das Quintett durch den Amerikaner Ryan Gunderson und den Kanadier Linden Vey, nachdem Chris DiDomenico zum HC Ambrì-Piotta weitergezogen ist.

«Es ist eine schwedische Familie, was wir alle auch geniessen, und wenn man sich wohlfühlt, die Arbeit geniesst, fällt es auch leichter, dies jeden Tag zu tun», sagt Jacob De la Rose. Und: «Mit den vielen Schweden im Team haben wir auch gute Freunde, mit denen wir viel unternehmen. Ich kann mich über nichts beklagen.»
Zu den gemeinsamen Aktivitäten gehörten in der Vergangenheit vor allem auch Padel-Duelle. Und wer hat gewonnen? «Ich will nicht angeben, aber Borgman und ich haben Wallmark und Sörensen in jedem Spiel bezwungen. Doch das muss ja fast so sein, denn ich bin ja auch ein Teilhaber an einem Padel-Center in Schweden. Da habe ich natürlich viel gespielt, was ein grosser Vorteil ist.
Einsatz und Arbeit als wichtigste Grundlage
Jacob De la Rose, dessen Vertrag bei Gottéron bis 2027 läuft, fühlt sich in Fribourg rundum wohl. Er geniesst die Lage und die Möglichkeit, an freien Tagen herumreisen zu können. Es ist der richtige Ort, nachdem er sich den Kindheitstraum NHL schon erfüllen konnte.
Die Jahre in der besten Liga der Welt seien grossartig gewesen sagt er. «Wenn man mit dem Eishockey beginnt, hat man das Ziel, es in die NHL zu schaffen. Ich bin glücklich und stolz, dass mir dies gelungen ist.
In der weltbesten Liga habe er eine defensivere Rolle erhalten und so sein Spiel etwas geändert, «und wenn man mit 19 Jahren nach Nordamerika zieht, wird man natürlich reifer, entwickelt sich und lernt die Sprache.
Er, der Teamplayer par excellence, fühlt sich in dieser Rolle gut und sagt: «Das ist mir wichtig. Und für den Erfolg ist es unabdingbar, dass jeder für jeden kämpft und alles gibt. Mein Ziel ist es, in jedem Spiel derjenige zu sein, der am härtesten arbeitet. Natürlich, hat man gute und weniger gute Spiele, aber wenn der Einsatz und die Arbeit stimmen, hat man die wichtigste Grundlage geschaffen.

Einsatz und Arbeit warten auf De la Rose und seine Kollegen auch an der Altjahreswoche am Spengler Cup. «Es ist ein Traditionsanlass und wird eine coole Erfahrung», sagt der Schwede. Er habe das Turnier schon zuvor gekannt und auch die Resultate, aber nicht jedes Spiel verfolgt.
«Als Hockeyspieler weiss man aber, wie wichtig das Turnier gerade bei den Schweizer Spielern ist. Wir werden natürlich alles geben, um jedes Spiel zu gewinnen. Die Vorfreude, auch auf die gemeinsamen Tage im Schnee mit den Teamkollegen und den Familien überwiegt auch bei Jacob De la Rose.
Den Respekt vor der Belastung, die mit bis zu fünf Spielen in sechs Tagen doch sehr gross sein kann. Der Stürmer sagt: «Es sind viele Spiele, ja, aber wir Profis wollen ja spielen, haben Spass daran, uns zu messen. Und es ist eine grossartige Chance, etwas zu gewinnen. Für uns als Team und die ganze Organisation.
Ich denke, alle freuen sich und denken nicht an die vielen Spiele.» Und ein erfolgreicher Spengler Cup, bei dem im Idealfall das gefühlt ewige Warten auf einen Titelgewinn beendet wird, kann auch einen Boost für den Rest der Saison geben, oder wie Jacob de la Rose sagt: «Wir sind in der Tabelle nicht da, wo wir sein wollen und müssen das drehen.»
Über Jacob de la Rose
Geboren: 20. Mai 1995. Grösse: 190 cm. Gewicht: 95 kg. Vertrag: bis 2027.
Stationen: Bis 2014: Leksands IF. 2014 bis 2018: Montreal Canadiens (NHL), Hamilton Bulldogs (AHL), St. John’s Ice Caps (AHL). 2018 bis 2021: Detroit (NHL). St. Louis (NHL). 2021/22: Färjestad BK. Seit 2022: Gottéron.
Erfolge: Weltmeister 2018. Schwedischer Meister 2022.