SC Bern: Patrick Schöb – Der Mann für die Jungen

Andy Maschek
Andy Maschek

Seit dieser Saison ist Patrick Schöb beim SCB als Assistenztrainer und Leiter Formation tätig. Zudem übernahm der 38-Jährige interimistisch als Headcoach.

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Seit dieser Saison ist Patrick Schöb beim SCB als Assistenztrainer und Leiter Formation tätig. Zudem übernahm der 38-Jährige am 1. Oktober nach der Entlassung von Jussi Tapola interimistisch als Headcoach. - Daniel Zaugg

Patrick Schöb ist ein weiterer Rheintaler, der bei den Bernern seine Spuren hinterlassen will.

Wie einst Ivo Rüthemann, dessen Nummer 32 zurückgezogen wurde, nachdem er in der höchsten Liga 1072 Spiele für den SCB und den HCD absolviert und mit den Bernern drei Meistertitel (2004, 2010 und 2013) gewonnen hatte.

«Er war in unserem Klub der Held und so war auch der SCB unser Klub», sagt Patrick Schöb, der in jungen Jahren beim SC Rheintal Eishockey gespielt hatte.

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Patrick Schöb begann bei Rheintal als Nachwuchstrainer. - Daniel Zaugg

Später, als Schöb ein älterer Junior war, folgte Ramon Untersander, der in seinem Nachbardorf aufgewachsen ist. «Ich kannte ihn vom Sehen und unsere Väter waren gute Kollegen», so Schöb.

Während Untersander Profi wurde und heute Captain des SCB ist, wählte Schöb früh die Trainerschiene. Er war sehr polysportiv, spielte Fussball und Eishockey und entschied sich mit Anfang 20, in Magglingen Sport zu studieren.

Er begann bei Rheintal als Nachwuchstrainer, absolvierte erste Trainerkurse, da es diese für die Anmeldung für das Studium in Magglingen brauchte und wurde bald in einem Nebenjob beim EHC Biel tätig, um die Ausbildung zu finanzieren.

Von Martin Steinegger gefördert

Und auch da war ein ehemaliger SCB-Star involviert. «Ich begann als Athletiktrainer, dann wurde Martin Steinegger Sportchef, sie hatten in der U13 keinen Trainer und so wurde ich gemeinsam mit Stoney und ein, zwei anderen Trainer der U13», erinnert sich Schöb.

«Man stelle sich das vor, der Sportchef ist auch noch U13-Trainer!» Sportchef Steinegger sah in ihm Potenzial, wollte ihn fördern, brachte Schöb mit Mike McNamara, einem «alten Fuchs», zusammen, «und so erhielt ich meine erste Profi-Stelle, mit dem Ziel, an der Seite von Mike Erfahrungen zu sammeln und dass wir uns gegenseitig herausfordern».

Schöb war in der U17 der Bieler McNamaras Assistent, bis dieser im November 2017 bei den Profis als Headcoach einsprang und übernahm dann bei der U17 als Headcoach die Verantwortung.

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In Biel konnte Patrick Schöb viele Erfahrungen sammeln. - Daniel Zaugg

In den folgenden Jahren sammelte der heute 38-Jährige in Biel viele Erfahrungen, profitierte von der Durchlässigkeit zwischen Profis und Nachwuchs, einem regen Austausch auch mit Antti Törmänen oder Thomas Zamboni, heute Director Education bei der SIHF, und war schon bald zusätzlich als Nationaltrainer im Schweizer Verband tätig.

Die sportliche und menschliche Wertschätzung war beidseits gross und es gab intern gute Perspektiven auch für die persönliche Weiterentwicklung.

Nach neun Jahren und der gleichzeitigen Geburt des ersten Kindes war es aber Zeit für eine Veränderung.

Es öffnete sich die Türe, zum Verband zu wechseln, als Leiter Talentsport tätig zu werden und gleichzeitig U-Nationaltrainer zu bleiben. «Es war für mich die Chance, auch das weltweite Hockey kennenzulernen», so Schöb.

Und es war die nächste Etappe in seiner Karriere, in der er bewusst Schritt für Schritt genommen hat und nie etwas zu früh machen wollte.

In den letzten drei Jahren war er auf nationaler Ebene in viele Diskussionen betreffend Nachwuchsstrukturen involviert, ehe die Anfrage aus Bern kam, wo man im Nachwuchs etwas ändern wollte, auch hinsichtlich eines Generationenwechsels in der ersten Mannschaft.

«Ich führte die Gesprä­che mit dem SCB, war von der Vision über das Ganze – von der Hockeyschule bis in die National League, auch in die Region hinaus und zu den Partnerteams – überzeugt», so Schöb.

Er habe beim Verband den Gedanken gepusht, dass man näher zusammenrücken und alle am selben Strang ziehen sollten, «und auch der SCB wollte diesen Weg gehen und man sagt, der Zug hält nicht zweimal an».

Die Arbeit beim Verband war spannend und abwechslungsreich und die Junioren-Nationalmannschaften liegen ihm am Herzen.

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Mit der Entlassung von Jussi Tapola ist Patrick Schöb beim SC Bern zum vorübergehenden Headcoach aufgestiegen. - Daniel Zaugg

Nach konstruktiven Gesprächen mit beiden Parteien entschied er sich nach acht internationalen Jahren für den SCB, zumal Bern für ihn, seine Frau und die beiden Kinder das Daheim ist und er weiterhin Headcoach der Schweizer U18-Nati bleiben konnte.

«Wenn ich etwas mache, will ich das richtig machen und längerfristig etwas aufbauen. Ich bin froh, konnten wir eine gute Lösung finden. Es war mir wichtig, auch weiterhin strukturell tätig zu sein, und so nahm ich diese Challenge an.»

Erster Schweizer seit Jahren

Patrick Schöb hat nun beim SCB auf dem Weg in die Zukunft eine wichtige Rolle. Und dies in mehrfacher Hinsicht. Er wurde als Assistenztrainer von Jussi Tapola nach Bern geholt, wo man verstärkt auf den Nachwuchs bauen will.

Schöb seinerseits kennt die jungen Spieler wie Louis Füllemann, Thierry Schild, Mats Alge oder Nils Rhyn und Alain Graf und deren Charaktere aus der Nati. Der Rheintaler ist zudem seit Jahren das erste Schweizer Mitglied im SCB-Trainerteam, was ebenfalls wichtig ist.

Jussi Tapola SC Bern
Jussi Tapola wurde beim SC Bern entlassen. - SCB

Er sagt: «Die Sprache ist im persönlichen Austausch ein Vorteil. Man kommt näher an einen jungen Spieler ran, erhält einen besseren Zugang, weiss, was er braucht.»

Er selber bringe zwar keine Profikarriere mit, aber ein ganzheitliches Denken, von der Athletik übers Studium, Didaktik, technische, taktische Belange bis zur persönlichen Weiterentwicklung.

«Das Spiel in der U18 und der National League ist nicht grundlegend anders. Unten muss man die Spieler ausbilden, oben geht man davon aus, dass es schneller umgesetzt wird. Es war wohl die Mischung, die der SCB gesucht hat und weshalb man auf mich zugekommen ist.»

Im Alltag kümmerte sich Schöb um die jüngeren Spieler, die Verteidiger und das Unterzahlspiel, bis der Klub nach der 1:5-Niederlage und nur acht Punkten aus neun Spielen die Notbremse zog, Headcoach Jussi Tapola und Assistant Coach Pasi Puistola freistellte und interimistisch die Verantwortung Patrick Schöb übergab, der von Tuomas Tuokkola, aktuelles Coaching-Mitglied der U21 und Leiter Entwicklung SCB Future, assistiert wird.

Das Know-how des Rheintalers ist beim SCB aktuell enorm wertvoll. Einerseits in dieser schwierigen Situation in der ersten Mannschaft, andererseits auch in der Nachwuchsorganisation SCB Future, nachdem es dort in den letzten Monaten viele Änderungen gegeben hat.

Schliesslich war er von der Hockeyschule bis zur National League bereits auf jeder Stufe tätig, sammelte auch national von der U15-Auswahl bis zur A-Nati, wo er Patrick Fischer assistieren durfte, Erfahrungen, was für ein abgerundetes Bild eines Athletenweges sorgt.

Zudem hatte er mit Swiss Olympic und den Strukturen im Schweizer Sportsystem zu tun, so dass er sagt: «Am Ende gibt es nicht nur die Spieler, die es ganz nach oben schaffen.

Als Grossklub in der Region muss man berücksichtigen, dass es Spieler für die Swiss League oder die MyHockey League oder den Amateurbereich gibt.

Patrick Fischer
Auch dem Nati Headcoach Patrick Fischer hat Patrick Schöb bereits assistiert. - Postfinance/KEYSTONE/Alexandra Wey

Es geht auch um die Verwurzelung, die Zusammenarbeit im Nachwuchsbereich, mit den Partnerteams, ein Miteinander bis hin zu den Funktionären, Sponsoren und Fans.

Im Endeffekt sieht man die ein, zwei Spieler, die es pro Jahrgang in die erste Mannschaft schaffen. Es ist die Spitze des Eisbergs, aber alles, was darunter ist, ist ebenfalls wichtig.»

In Schöbs Augen gilt: «Die Spieler mit dem Potenzial für nach oben wollen auch am meisten lernen, wobei Lernbereitschaft und Lernfähigkeit zwei Dinge sind, man im Endeffekt aber beides mitbringen muss.»

Kein Feuerwehrmann, aber...

Wichtig sei die Geduld, vom Klub, den Spielern und dem Umfeld, und dass die Jungen nicht zu früh kategorisiert werden. «In die National League kommt man mit 20, 21 Jahren, den Spielern sagt man jedoch, dass sie mit 16, 17 ready sein müssen.

Wenn das so ist, perfekt. Die Regel ist aber eine andere. Zwischen 18 und 22 verlieren dann viele die Geduld, aber in diesem Alter müssten sie eigentlich investieren und besser werden. Levin Moser ist bei uns aktuell ein gutes Beispiel, dass man auch etwas später zünden kann.»

Zudem sei die National League mit den ausserhalb der NHL besten Spielern der Schweiz, Schwedens und Finnlands und anderen Nationen hochklassig, was die Herausforderung für die Jungen noch grösser macht, sagt Patrick Schöb, der sich selber grundsätzlich keine Ziele setzt.

Auf die Frage, ob er irgendwann Headcoach in der National League sein will, antwortete er ein paar Tage vor der Tapola-Entlassung: «Ich versuche einfach jeden Tag, ein besserer Coach zu werden.

Es gab bereits Gesprä­che über ein Engagement als Headcoach in der National League oder Swiss League, aber es war nicht der richtige Zeitpunkt. Meine Aufgabe ist super spannend, mein Fokus liegt zu hundert Prozent darauf.

Ich habe bewusst zugesagt und bin der Typ, der lieber längerfristig etwas entwickelt und kein Mann für Feuerwehreinsätze. Zudem habe ich hoffentlich noch ein paar Jahre als Coach vor mir.

Also sag niemals nie.» Dieser Fall traf schliesslich schneller ein, als man erwartet hatte. Und wer weiss, vielleicht ist es ja der nächste Schritt in einer Trainerkarriere, die bislang stetig aufwärts geführt hat.

Über Patrick Schöb

Funktion: Assistant Coach, Headcoach a.i. Geboren: 17. Dezember 1986. Beim SC Bern seit: 2025. Vertrag bis: 2026.

Bisherige Klubs als Trainer: Swiss Ice Hockey Nati (EHT), U18/U17/U16, EHC Biel-Bienne Spirit U17/U20/U15. Klubs als Spieler: EHC Meinisberg, SC Rheintal.

Bisherige Erfolge: Schweizer Meister mit Biel-Bienne Spirit (U17), EYOF Gold-Medaille, Swiss Olympic Youth Team (2022/23 und 2024/25)

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