SC Bern: Heinz Ehlers – Ehlers und die späte Berufung

Andy Maschek
Andy Maschek

Mit 59 hat Heinz Ehlers doch noch einen Grossklub übernehmen können. Er erzählt, welchen Humor er mag und welche Perspektiven er für den SC Bern sieht.

Heinz Ehlers SLAPSHOT
Der 59-jährige Däne Heinz Ehlers ist seit Oktober 2025 Cheftrainer des SC Bern in der National League. - Claudio Thoma / freshfocus

Wer Heinz Ehlers verstehen möchte, seine Art und seinen trockenen Humor, der sollte sich «Klovn» anschauen. Eine grandiose dänische Comedyserie, die auch in vier brillanten Filmen verewigt wurde.

Es ist pechschwarzer Humor vom Allerfeinsten auf einem Niveau, welches seit Fawlty Towers nicht mehr viele Sitcoms erreicht haben. «Ich liebe die Serie. Die Geschehnisse sind absurd, aber man erkennt sich in so vielen Situationen wieder», sagt Ehlers.

Ehlers, 59, spielte 1993 kurz für den EHC Biel, wo er auch auf seinen langjährigen Agenten André Rufener traf. 2007 wurde er Trainer in Biel und führte den Klub zum Aufstieg. Seither tingelt er durchs Land, er wirkte in Langenthal, Lausanne, Langnau, Visp und Basel.

Heinz Ehlers SC Bern
Der neue starke Mann an der SCB-Bande: Heinz Ehlers. - Oliver Schneider

Er erarbeitete sich einen Ruf als Coach, der ein Maximum aus Underdogs herauspressen kann, dank kluger Organisation und feiner Taktik.

Irgendwann wurde das zur sich selbst erfüllenden Prophezeiung: Ehlers galt als Defensivpapst, dessen Teams effizientes, aber unansehnliches Zerstörungshockey spielten.

Er erhielt nur Jobs bei Vereinen, die sich in der Nahrungskette nicht zuoberst einreihen können. «Das war ein Etikett der Medien. Ich habe tausendmal versucht, zu erklären, dass das nicht stimmt. Aber es ist schwierig, die Meinung der Leute zu ändern.»

Grönborgs Siegesserie verhinderte den ZSC-Trainer Ehlers

Eine Ausnahme hätte sich beinahe im Herbst 2021 ergeben: Da hätte Ehlers um ein Haar als Trainer der ZSC Lions übernommen, zwischen den Parteien bestand schon Einigkeit.

Doch dann gewann der damalige Headcoach Rikard Grönborg mehrere Spiele in Folge, die Entlassung erfolgte erst im Dezember 2022. Und Ehlers, damals dänischer Nationaltrainer, war kein Thema mehr.

Heinz Ehlers
Heinz Ehlers war von 2019 bis 2023 Headcoach der dänischen Nationalmannschaft. - keystone

Seine nächste Station hiess: Visp. Und er schien sich damit arrangiert zu haben, dass er in diesem Leben in der National League keinen Top-Klub mehr betreuen würde. «Es hat mich nicht geärgert, aber ich fand es schade.

So ist es halt, man muss viel Glück haben, was das Timing angeht», sagt Ehlers. Nach dem Swiss League-Meistertitel mit Visp im Frühjahr 2025 wollte er eigentlich in die Heimat zurückkehren.

Nicht zuletzt aus steuerlichen Gründen entschied er sich für ein weiteres, letztes Jahr in der Schweiz. Als Assistenztrainer beim EHC Basel, an der Seite seines alten Weggefährten Kevin Schläpfer.

Das sei ihm sowieso lieber, liess Ehlers verlauten, so könne er sich aufs Eishockey konzentrieren. Und müsse nicht ständig mit den Journalisten reden.

Als er diese Worte sprach, konnte er nicht ahnen, dass er ab dem 6. Oktober andauernd Interviews würde geben müssen. An jenem Tag stellte ihn der SC Bern mit einem Vertrag bis zum Saisonende als neuen Coach vor.

«Ich war sehr überrascht über den Anruf. Das Interesse hat mich wahnsinnig gefreut. Es zeigt einen gewissen Respekt vor meiner Arbeit der letzten Jahre», sagt Ehlers.

Ehlers SCL Tigers
Heinz Ehlers hatte von 2016 bis April 2020 den Cheftrainerposten bei den SCL Tigers inne. - Keystone

Ehlers profitierte von der erstaunlichen Entlassung Jussi Tapolas. Der SCB hatte den Finnen das Team etwas mehr als zwei Jahre nach seinem Gutdünken umbauen lassen. Und verabschiedete ihn rätselhafterweise nach bereits neun Saisonspielen.

Obwohl die Analytics dem Coach erneut ein gutes Zeugnis ausstellten. Der SCB spielte oft gut und belohnte sich schlecht. Es kann schwerlich der Fehler des Trainers sein, wenn die Mannschaft die Tore nicht erzielt.

Der Visper Steigerungslauf im Frühjahr

Es soll nicht die Sorge von Ehlers sein, einem Mann, der sich eine Chance wie diese mit seiner Arbeit schon lange verdient gehabt hätte. Wobei: Ist der SCB eigentlich noch ein Grossklub, in der Saison 2025/26?

Wo die Mannschaft doch seit 2019 keine Playoff-Serie mehr gewonnen hat? Ehlers sagt: «Unabhängig von den Resultaten ist der SCB für mich immer ein Grossklub, gar keine Frage.

Heinz Ehlers SLAPSHOT
Wohin führt der Weg des SC Bern unter Headcoach Heinz Ehlers? - IMAGO / Jari Pestelacci

Die letzten Jahre waren schwierig, aber der SCB wird zu alter Stärke zurückfinden, davon bin ich überzeugt. Es arbeiten gute Leute hier und es geht in die richtige Richtung.»

Die Frage ist, was für den SCB möglich ist in dieser Saison. Der Saisonstart misslang gründlich, nach 19 Runden lagen die Berner auf Platz 12.

Schlechter als auf Rang 11 unter dem Coach Johan Lundskog 2020/21 war der SCB am Ende einer Qualifikation noch nie klassiert.

Zu schaffen machen dem Team Verletzungen – aber nicht nur: Das Gerüst der Mannschaft ist in die Jahre gekommen; den langjährigen Leistungsträgern Ramon Untersander (34), Tristan Scherwey (34) und Simon Moser (36) sieht man immer öfter an, dass sie im Spätherbst der Karriere angekommen sind.

Ehlers lässt sich von den Problemfeldern nicht desillusionieren, er sagt: «Diese Mannschaft hat viel Potenzial, das Ziel bleibt die Playoff-Qualifikation. Und dann werden wir sehen, was möglich ist.»

SC Bern
Langjährige Berner Leistungsträger (v.l.): Tristan Scherwey (34), Simon Moser (36) und Ramon Untersander (34). - PostFinance/KEYSTONE

Der Däne ist lange genug im Geschäft um zu wissen, wie unvorhersehbar eine Saison verlaufen kann. Er hat das erst gerade in Visp wieder erlebt, vor wenigen Monaten.

Lange deutete wenig auf eine Hausse dieser Mannschaft hin. Nach einem Steigerungslauf wurde sie souveräner Sky Swiss League-Champion.

Familiäre Sportromantik wie in einem Rührstück

Für Ehlers geht es in Bern auch darum, einen würdigen Abschluss für all die Jahre in der Schweiz zu finden. Am Plan, im Sommer nach Aalborg zurückzukehren, hat das Engagement in Bern nichts verändert.

Ehlers’ Sohn Nikolaj, NHL-Star bei den Carolina Hurricanes, hat vor wenigen Wochen 51 Prozent der Aktien an den Aalborg Pirates erworben. Es ist der Klub, in dem Heinz Ehlers einst ausgebildet wurde. Und für den er jetzt im Vorstand den Sportbereich verantwortet.

Sein zweiter Sohn Sebastian Ehlers stürmt für die Pirates und arbeitet daneben pro Woche 20 Stunden im Büro des Vereins, weil die Löhne in der «Metal Ligaen» nur in Ausnahmefällen zum Leben reichen.

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Nikolaj Ehlers im Dress der dänischen Eishockey-Nationalmannschaft. - keystone

Der Kauf war der Not geschuldet, Heinz Ehlers sagt: «Ohne die Übernahme wäre der Klub Konkurs gegangen und verschwunden.» Den Sommer über vermittelte er den Deal, das Resultat ist nun familiäre Sportromantik, wie Hollywood sie nicht schöner erdenken könnte.

«Ich freue mich sehr, dass es geklappt hat. Und dass ich meinen Söhnen im Hockey so nahe sein kann. Ich glaube, die Jahre in der Fremde haben uns zusammengeschweisst», sagt Ehlers und klingt wie der stolze Vater, der er ist.

Einen angenehmen Nebeneffekt hat die bevorstehende Rückkehr in die Heimat auch sonst: «Klovn» läuft im dänischen Free-TV auf TV2.

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