Vizemeister Lausanne HC: Lausanne und die Last der Geschichte
Wieder scheitert der Lausanne HC nach einer exzellenten Saison im Final an einem übermächtigen Zürich. Kann es die Geschichte neu schreiben?

39 Jahre gibt es das Playoff-Format im Schweizer Eishockey schon und noch nie hat ein Team zwei Finalserien verloren und ist dann im dritten Jahr Meister geworden.
Und selbst in der NHL ist das eine Ewigkeit lang nicht mehr geschehen: Montreal schaffte das Kunststück 1956 – Maurice «Rocket» Richard schoss die Canadiens zum herbeigesehnten Triumph gegen die Detroit Red Wings – jenen Gegner, dem Montreal zuvor zwei Mal unterlegen war.
Dem Lausanne HC wohlgesinnte Individuen mögen einwenden, dass 39 Jahre keine Zeit sind, wo der Klub doch bereits seit 1922 existiert und bis auf ein paar NLB-Titel noch überhaupt nichts gewonnen hat.

Und doch: Es ist nicht einfach, zwei Jahre in Folge die Enttäuschung zu verarbeiten, eine Finalserie verloren zu haben. Zumal mit einem neuerlich kurzen Sommer, der es verkompliziert, den Kater zu verdauen.
Erschwerend hinzu kommen die Abgänge der beiden Star-Verteidiger Lukas Frick (30, zu Davos) und Andrea Glauser (29, zu Fribourg-Gottéron). Den Substanzverlust zweier Nationalspieler in der Defensive kann in der National League niemand verkraften – nicht einmal die ZSC Lions.
Erstmals seit 2018 wurde der Qualifikationssieger nicht Meister
Man kann sich auf den Standpunkt stellen, dass 2024/25 die Saison des LHC hätte sein müssen. Das Team des kanadischen Stoikers Geoff Ward spielte eine beneidenswerte Regular Season, doch erstmals seit 2018 wurde der Qualifikationssieger nicht mehr Meister.
In den Playoffs fand Lausanne sein Mojo nicht mehr. In der Serie gegen die tapferen, aber arg limitierten SCL Tigers überzeugte der turmhohe Favorit nur in Spiel 7. Gegen das nach den Blessuren von Lucas Wallmark und Jacob De La Rose stark dezimierte Gottéron setzte sich die Equipe erst nach einem 1:3-Serienrückstand in extremis durch.

Gegen den ZSC machten Lausanne zunehmend auch Verletzungen zu schaffen: Der Ausfall von Fabian Heldner wog schwer.
Und vorne fehlte zuweilen ein ganzer Block: Jason Fuchs fehlte zum Schluss an allen Ecken und Enden; daneben ist es schon ein Unterschied, ob eine Flügelzange aus Tim Bozon und Michael Hügli besteht.

Oder eben aus der Chaux-de-Fonds-Leihgabe Stefan Rüegsegger und Joël Genazzi, dem fleissigen, aber flügellahmen Ex-Captain, der seine Karriere nun beendet hat.
Dazu sah man von den Ausländern zu wenig: Ahti Oksanen und Dominik Kahun blieben im Final ohne Tor. Die Verteidiger Gavin Bayreuther und David Sklenicka genügten allerhöchsten Ansprüchen nicht und wurden zum Saisonende bereits verabschiedet.

Es ist gewiss keine Schande, den ZSC Lions, diesem Kollektiv ohne Schwächen, zu unterliegen. Schon gar nicht in dieser Konstellation. Lausanne darf stolz auf seine Saison sein, auf seinen Aufstieg in die Elite des Landes, die durch ein treues und begeisterungsfähiges Publikum ermöglicht wurde.
Und vor allem auch durch das dicke Portemonnaie des Besitzers: Der russisch-amerikanische Financier Gregory Finger deckelte in den letzten Jahren teilweise zweistellige Millionenverluste.
Der Optimismus rund um den Klub ist ungebrochen – und es dauerte auch nicht lange bis zur nächsten Kampfansage: «Eines Tages werden wir es sein, die diesen Pokal in die Höhe stemmen», sagte der Sportchef John Fust.
Aus Bern kommt der Liga-Topskorer
Fust war in diesem Winter sehr aktiv, wovon Lausanne 2025/26 profitieren wird. Sollte sich der in der AHL bei den Laval Rocket engagierte Torhüter Connor Hughes für eine Rückkehr in die Schweiz entscheiden, wird er in Lausanne landen.
Auch wenn der junge, unerfahrene Nummer-1-Goalie dieser Saison, das Eigengewächs Kevin Pasche, die Erwartungen weit übertraf. Aus Bern stösst der amerikanische Liga-Topskorer Austin Czarnik zum Team.
Aus Kloten der Spektakelverteidiger Sami Niku. Und aus Zürich der Stürmer Yannick Zehnder, mit vier Meistertiteln in den letzten fünf Jahren so etwas wie der fleischgewordene Erfolgsgarant.

Mit Kahun, Kuokkanen, Niku, Oksanen, Pajunemi und Suomela stehen bereits sechs Ausländer unter Vertrag. Ein Verteidiger wird fraglos noch addiert werden – die Defensive dürfte nach den schmerzhaften Abgängen von Frick und Glauser der neue Schwachpunkt dieser Mannschaft sein.
Fust sagte in seinem Interview zum Saisonende auch noch: «Wir sind so nah dran am Titel, und doch noch ein bisschen weit davon entfernt.»
Jetzt wo die Eindrücke der letztlich deutlich verlorenen Finalserie noch so frisch sind, wirkt das wie eine ziemlich treffende Einschätzung. Und 2025/26 wird es mit der Last der Geschichte nicht einfacher.