ZSC Lions: Mit Spass und Respekt zum Meistertitel
Die Frauen der ZSC Lions gewannen zum dritten Mal in Folge und zum zweiten Mal unter der Cheftrainerin Angela Frautschi die Meisterschaft.
Das Palmarès ist prall gefüllt. Sie wurde als Spielerin Meisterin mit Langenthal sowie mehrmals mit den ZSC Lions, mit denen sie auch den Cup gewann. Zudem feierte die Verteidigerin mit der Schweiz den Gewinn von WM-Bronze 2012 und Olympia-Bronze 2014 und wurde in die Hall of Fame unseres Eishockeys aufgenommen.
Nach ihrem Rücktritt 2016 gewann die heute 36-Jährige mit dem «Zett» als Assistenztrainerin erneut den Meistertitel, sammelte danach als Cheftrainerin bei den Frauen der GCK Lions Erfahrungen, ehe sie 2022 die Leitung der ZSC-Frauen übernahm, im ersten Jahr das Double und nun den Titel gewann.
Das Eishockey und Angela Frautschi – es ist eine Erfolgsgeschichte. «So habe ich es noch nie angeschaut. Aber es ist schön, als Spielerin und Trainerin diese Erfolge feiern zu können und entschädigt für den geleisteten Aufwand», sagt sie schmunzelnd.
Der Sieg in der PostFinance Arena
Speziell an ihren beiden Meistertiteln als Cheftrainerin ist, dass die Bernerin jeweils mit den ZSC Lions gegen die Vertreterinnen aus ihrem Heimatkanton triumphierte. 2023 gegen Bomo Thun, die danach zu den SC Bern Frauen wurden und nun erneut erst im Final am Meistertitel vorbeischrammten.
In der Regular Season hatten die Bernerinnen noch die Nase vorne, im Playoff-Final triumphierten wie im Vorjahr die Löwinnen in fünf Spielen.
In diesem Jahr fand die Finalissima in der PostFinance Arena statt, was gerade für Frautschi sowie die aus dem Kanton Bern stammenden ZSC-Spielerinnen Sandra Heim, Dominique Scheurer und Alina Marti speziell war.
3:0 siegten die Zürcherinnen da. «In der Qualifikation hatten wir mal ein Tief mit einigen Niederlagen, die nicht einfach zu verdauen waren. Aber diese Phase hat uns viel gelehrt, wir führten Gespräche, arbeiteten dieses Tief auf, was uns als Team weiterbrachte», sagt Angela Frautschi.
«Und die Playoffs sind ein ganz anderes Thema, da ist man noch motivierter – und wir wussten, dass wir die Qualität und das Potenzial haben, um wieder Meister zu werden.» Es sei genial, diesen erneuten Erfolg mit dieser Mannschaft erleben zu dürfen.
Sie sei extrem stolz darauf, was das Team geleistet habe, «denn wir sind als Team relativ jung, sind uns noch am Entwickeln und entsprechend lastet viel Verantwortung auf diesen jungen Spielerinnen. Was genau ist aber ihr Erfolgsrezept? «Es steckt viel Arbeit dahinter, für mich ist aber vor allem auch wichtig, dass man die Freude am Sport nicht verliert.
Die Freude, der Spass und der Respekt stehen bei mir stark im Vordergrund», sagt Angela Frautschi. «Das ist das A und O, denn wenn man Freude hat, arbeitet man auch gerne etwas mehr und härter, und dann funktioniert auch das Team viel besser.»
Die Frauen der ZSC Lions sind in der PostFinance Women’s League das Mass aller Dinge, dicht gefolgt von den Frauen des SCB, die mit den ZSC Lions für eine super Finalserie sorgten und bei denen sehr gute Arbeit geleistet wird, wie Frautschi findet.
Der Rest der Liga ist teilweise weit weg, das Leistungsgefälle beträchtlich. «Aber es ist nicht mehr so gross wie in den letzten Jahren», sagt Meistertrainerin Frautschi. «Die Liga wird immer kompakter, zudem kommt auf die nächste Saison hin mit Zug ein Top-Team dazu.
Diese Entwicklung ist sehr positiv und bringt den Sport weiter.» Es sei schön zu sehen, dass in der Schweiz das Frauenhockey stärker gepusht wird. «In Zürich leistet die Familie Weber sehr wertvolle Arbeit, gleichzeitig werden wir von der Organisation sehr gut unterstützt.
Die Bedingungen werden von Jahr zu Jahr besser», so Frautschi. Es sei für die Spielerinnen eine Entlastung, wenn sie nicht mehr für alle Materialkosten aufkommen müssen oder eine Spesenentschädigung erhalten.
So kann man das Arbeitspensum vielleicht mal auf 80 Prozent reduzieren, was enorm wichtig ist, denn die Ruhezeiten sind begrenzt und diese Frauen leisten enorm viel.
Doch der Grat im Frauenhockey ist schmal. Das zeigt auch, dass in Lugano nach der Saison das Frauenteam aufgelöst wurde.
Seit sechs Jahren unterstand Leitung des Hockeyteams Ladies Lugano nicht mehr dem HC Lugano, war die gesamte Führung Sache des Vereins Ladies Lugano, was nun zum Lichterlöschen führte.
«Man merkt schon, dass die Mannschaften, die zu einer grossen Organisation gehören, mehr Support geniessen, während es für andere schwieriger wird», so Angela Frautschi.
Profitum in weiter Ferne
Ein anderer Aspekt ist, dass trotz vermehrtem Engagement der Professionalismus im nationalen Frauenhockey in weiter Ferne ist. Angela Frautschi ist nach ihrem Studium an der ETH geblieben und arbeitet zu 80 Prozent am Institut für Biomechanik.
Dabei profitiert sie, dass ihr Professor Bill Taylor viel Flexibilität zugesteht, sie im Winter mal weniger arbeiten und dies dann im Sommer nachholen kann. Die Belastung ist enorm, gleichzeitig sagt sie: «Ich geniesse diesen Ausgleich zum Sport auch.»
Die Liebe zum Eishockey ist es, welche Spielerinnen und Staff in der PostFinance Women’s League antreibt. So sagt denn auch Angela Frautschi, die seit Jahren viel Zeit fürs Eishockey «opfert», dass es ihr Plan sei, weiterzumachen.
Für sie sei wichtig zu sehen, dass die Spielerinnen Freude am Spielen haben, dass man gut miteinander umgehe. Solange dies der Fall sei, habe sie keinen Grund, etwas zu ändern, ausser wenn ihr die Belastung mal zu gross werde.
«Aber es ist sehr erfüllend, den Spielerinnen etwas zurückgeben zu dürfen von dem, was ich als Spielerin erleben durfte. Das ist mein Antrieb. Es ist am Ende eine Frage der Leidenschaft – ohne diese würde es weder bei den Spielerinnen noch bei mir so gehen.»
Dieser Einsatz wurde zumindest bei den Frauen der ZSC Lions in diesem März ja auch mit einem weiteren Titelgewinn belohnt.