Christian Hofstetter: Der Countdown zur Heim-WM läuft
Christian Hofstetter, Generalsekretär der 2026 IIHF Eishockey-Weltmeisterschaft in Zürich und Fribourg, spricht im Interview über den Stand der Vorbereitungen.

SLAPSHOT: Die 2025 IIHF-WM steht vor der Tür, gleichzeitig rückt das Heimturnier 2026 immer näher. Wie gross ist die Vorfreude?
Christian Hofstetter: Sie ist riesig und steigt jeden Tag. Es ist schwierig zu beschreiben. Die 2026 IIHF-WM ist noch weit weg, zuerst kommt das Turnier 2025 – doch wir sind auch selbst in den Startlöchern und dies in verschiedensten Bereichen.
Wir gehen vorwärts, arbeiten Pendenzen ab. Und jeden Tag, wenn ich ins Büro komme und mit den Kollegen diskutiere, merke ich: Bei allen ist sehr viel Energie und Vorfreude vorhanden.

Es melden sich auch Leute und erkundigen sich nach dem Verkauf von Tickets. Das zeigt: Im Markt weiss man, dass 2026 in der Schweiz eine Eishockey-WM ansteht.
SLAPSHOT: Ist eine Nervosität oder ein Kribbeln vorhanden?
Hofstetter: Nervosität nicht, vielmehr Vorfreude. Und die Motivation, einen einzigartigen Anlass auf die Beine zu stellen und den Leuten ein Erlebnis zu bieten.
Man kennt die Spiele unserer Ligen, doch die WM soll noch einen Zacken mehr bieten, so dass man beim Heimgehen sagt: «Das war ein cooler Event!»
SLAPSHOT: Sind Sie mit den Vorbereitungen auf Kurs?
Hofstetter: Wir sind gut aufgestellt und konnten von einigen Learnings der wegen Corona kurzfristig abgesagten 2020 IIHF-WM profitieren.
Dies vor allem im Bereich, wie wir unsere Organisation hochfahren und die eine oder andere Person früher als ursprünglich gedacht ins OK nehmen, damit alle genügend Luft haben und nicht schon kurz nach dem Beginn der Tätigkeiten am Anschlag sind.
SLAPSHOT: Was sind aktuell die dringendsten Aufgaben auf der To-do-Liste?
Hofstetter: Es gibt verschiedene Bereiche. Da geht es ums Marketing und das ganze CI/CD, wie wir auftreten wollen, den Slogan, das Maskottchen. Wir haben das Logo leicht überarbeitet, betreffend technischer Komplexität etwas entschärft.
SLAPSHOT: Was waren andere Bereiche?
Hofstetter: Wir haben die Ticketing- und Hospitality-Strategie entwickelt und intern auf allen Stufen abgestimmt, da ist noch der letzte Schritt offen, die Genehmigung durch den internationalen Verband.

Diese Strategie war ein sehr grosses Thema für uns, dies im Wissen, dass wir einen Grossteil des Events durchs Ticketing finanzieren müssen. Daneben sind wir in zahlreichen Gesprächen mit potenziellen nationalen Partnern, die wir in Abstimmung mit dem WM-Vermarkter Infront akquirieren können.
Aber auch in den Bereichen Logistik & Infrastruktur, Events & Services u.a. sind unsere Mitarbeiter aktiv an der Erarbeitung der Konzepte mit anschliessender Planung der Umsetzung.
SLAPSHOT: Spüren Sie das Interesse von potenziellen Partnern?
Hofstetter: Für einen solchen Grossanlass, einen hochwertigen «one-off event», besteht definitiv Interesse, und für uns gilt es, die bestmöglichen Unternehmen/Brands anzugehen. Wir sind zuversichtlich, gute nationale Pakete abschliessen zu können.
SLAPSHOT: Konnten grosse Baustellen geschlossen werden?
Hofstetter: Wir sind vor allem in den Stadien bei den verschiedenen Bereichen, die für solche Grossanlässe vorbereitet werden müssen, auf gutem Weg.
Es geht da beispielsweise um die Garderobenthematik und die weiteren zusätzlichen Räume, die man braucht, sei das für den internationalen Verband oder für den Vermarkter. Ein solches Turnier erfordert sehr viel Platz, der im Ligabetrieb nicht nötig ist.
Wir brauchen acht Garderoben auf hohem Standard, dazu Schiedsrichtergarderoben. Zudem ist der TV-Compound um ein Mehrfaches grösser als bei Spielen der National League.

Es müssen zusätzlich Medien- und Kommentatorentribünen gebaut werden und in den Hallen sind TV-Studios nötig. In diesen Bereichen sind wir in der Lösungsfindung sehr weit fortgeschritten. Die Zusammenarbeit und der Dialog mit den Stadien in Zürich und Fribourg ist sehr konstruktiv.
SLAPSHOT: Reisen Sie auch an die WM 2025 in Schweden und Dänemark?
Hofstetter: Die IIHF organisiert jedes Jahr ein Observer-Programm, in dessen Rahmen unser OK sowie zentrale Leute, von denen wir wissen, dass sie uns in der Eventphase unterstützen werden, die einzelnen Bereiche vor Ort anschauen können – gemeinsam mit dem internationalen Verband, Infront und dem lokalen OK, welche über das Wissen betreffend den spezifischen Herausforderungen bei der Organisation verfügen.
Zudem bietet dies jenen, die noch nie an einer Eishockey-WM dabei waren, die Gelegenheit, hinter die Kulissen zu schauen und zu erfahren, worauf man zusätzlich achten muss.
Am 15. Mai werden wir in Herning im Rahmen des Spiels zwischen der Schweiz und Deutschland einen Event «one year to go» organisieren, Medien und Stakeholder vor Ort einladen und das Maskottchen lancieren.
SLAPSHOT: Besteht eine gewisse Nervosität wegen dem Abschneiden der Schweiz? Die Resultate der Nati können das Interesse der Fans zusätzlich befeuern…
Hofstetter: Ein positives Abschneiden der Nati steigert die Euphorie und die Vorfreude auf die Heim-WM. Jeder Sieg der Schweiz in Dänemark und Schweden hilft uns, die Vorfreude zu schüren und ins Ticketing umzumünzen.

Unser Fokus gilt aber nicht alleine der Schweiz; wir sind als OK für die Durchführung eines Turniers mit 16 Nationen zuständig und wollen für und mit allen für unvergessliche Erlebnisse sorgen.
SLAPSHOT: Ist jetzt schon Interesse spürbar?
Hofstetter: Wir haben immer wieder Anfragen von Leuten, die dabei sein möchten und sich nach dem Verkaufsstart der WM-Tickets erkundigen.
Bereits jetzt besteht die Möglichkeit, sich bei Interesse an Tickets oder der Mitarbeit als Volunteer unter www.2026.iihfworlds.com zu registrieren, um so Informationen aus erster Hand zu erhalten.
Bis jetzt haben sich rund 10'000 Leute für die Tickets und 1000 fürs Volunteer-Programm registriert.
SLAPSHOT: Freiwillige Helfende sind für jeden Grossanlass nötig…
Hofstetter: …das ist definitiv so. Wir planen mit rund 1300 Volunteers, welche während der WM in verschiedensten Bereichen im Einsatz stehen werden.
Das Interesse besteht schon mal und wir werden vor dem offiziellen Bewerbungsstart anfangs September regelmässig über diesen Bereich informieren.
SLAPSHOT: Zürich und Fribourg sind Hotspots im Schweizer Hockey. Sorgt das für einen zusätzlichen Schub?
Hofstetter: Lokal ist es sehr wichtig, dass die Klubs gesehen werden und in der Eishockeylandschaft wichtig sind. Ihre Erfolge können zudem für eine zusätzliche Euphorie sorgen, die auch auf uns überschwappen kann.

Gleichzeitig möchten wir mit unserem Event aber auch positive Effekte für die Klubs und das ganze Schweizer Eishockey auslösen. Verschiedene Legacy-Projekte sollen sicherstellen, dass die Eishockey-Weltmeisterschaft nachhaltige positive Effekte in den Bereichen Nachwuchsförderung und -rekrutierung, Fraueneishockey, Schiedsrichterwesen aber auch im Breitensport hinterlässt.
SLAPSHOT: Die WM ist ein IIHF-Anlass. Funktioniert aus Ihrer Perspektive aus dem lokalen OK die Zusammenarbeit gut?
Hofstetter: Der grosse Vorteil ist, dass der internationale Verband seinen Sitz auch in Zürich hat. So sind die Wege kurz, kann man problemlos persönliche Meetings abhalten, was in anderen Ländern nicht so kurzfristig möglich wäre.
Aber die IIHF muss sich nicht nur um diese WM kümmern, sondern auch um jene anderer Jahre und diverser Kategorien. Da muss man bei Fragen ab und zu nachhaken. Generell ist es ein riesiger Vorteil, dass die IIHF und der Vermarkter Infront ihren Sitz in der Schweiz haben. Das sorgt für einen vermehrten persönlichen Austausch.
SLAPSHOT: Können Sie autonom arbeiten?
Hofstetter: Im Rahmen der Vorgaben der IIHF und der Guidelines können wir relativ frei operieren. Auch da befinden wir uns im Austausch, denn es gibt Dinge, welche durch den Verband und/oder den Vermarkter abgesegnet werden müssen.
Diese Prozesse sind definiert und so ist auch klar, wo man mehr Freiheiten geniesst und bei welchen Themen man besser schon etwas früher nachfragt, um Last-Minute-Überraschungen zu verhindern.
SLAPSHOT: Ein Thema ist wohl auch die Hotellerie. Wie läuft die Zusammenarbeit mit Zürich und Fribourg?
Hofstetter: Schon zu Zeiten der Bewerbung wurden Gespräche mit der Hotellerie in Zürich und im Grossraum Fribourg geführt. In Zürich bestehen sehr viele Möglichkeiten, da müssen wir schauen, dass die Hotels in unser Budget passen.

In Fribourg tun sich immer wieder neue Optionen auf, es wird beispielsweise ein Hotel in der Nähe der Stadt gebaut. Im Endeffekt versuchen wir, so gut wie möglich Teams im Kanton Fribourg unterzubringen, aber es werden auch Mannschaften im Grossraum Bern sein. Die Wege in der Schweiz sind ja kurz.
SLAPSHOT: Die Schweiz ist ein Hochpreisland, das zeigt sich auch rund um den Eurovision Song Contest in Basel.
Hofstetter: Ja, aber im Bereich, für den wir als OK die Leistung erbringen müssen – beispielsweise in der Unterbringung der Teams oder der Leute der IIHF und der Partner – sind wir gut aufgestellt.
Und wir hoffen, dass die Hotellerie bei der Unterbringung der Fans mitspielt und auch Gäste aus dem Ausland gute Konditionen erhalten.
SLAPSHOT: Der Ein-Jahr-Countdown läuft nun. Ist ein gewisser Respekt vorhanden?
Hofstetter: Dieser Respekt ist immer da. Wir wissen, wie gross und wichtig dieser Anlass ist und was er bewegen kann. Und dass er wie andere vergangene und kommende Grossevents eine Gelegenheit ist, die Schweiz als Event-Nation zu positionieren.
Zu zeigen, wozu die Schweiz fähig ist. Wir machen uns jeden Tag Gedanken, an welchen Schrauben wir drehen können, um noch besser zu werden. Respekt und Demut sind vorhanden, aber die Freude überwiegt!
Unser Team ist motiviert, einen unvergesslichen und nachhaltigen Event auf die Beine zu stellen.