Die 11 Swiss-League-Teams und ihre brennenden Fragen
Seit 2021/22 umfasst die Swiss League wieder elf Mannschaften. Was bewegt die Teams im Unterhaus? SLAPSHOT beantwortet die drängendsten Fragen.

Dank dem Aufstieg des EHC Arosa umfasst die Swiss League erstmals seit 2021/22 wieder elf Mannschaften. SLAPSHOT hat Antworten auf die drängendsten Fragen.
EHC Arosa: Ist die Swiss League die richtige Liga für den EHC Arosa?
Nicola Berger sagt: Jein. Arosa ist eine enorme Bereicherung für die SL, eine Liga, die in den letzten Jahren etliche Zugpferde und Traditionsvereine verloren hat.

Vielleicht kann die Rückkehr ins Profihockey nach 39 Jahren etwas auslösen im Dorf und den ermatteten Glanz der starken, stolzen Hockeymarke Arosa stärken.
Aber wer Spielern um die 7000 Franken für eine ganze Saison zahlen kann – ohne Kost und Logis, wohlgemerkt – der muss sich als Verwaltungsrat schon fragen, ob er auf dem richtigen Dampfer sitzt.
EHC Basel: Sind Basels Aufstiegsambitionen ernst zu nehmen?
Nicola Berger sagt: Nein. Oder besser gesagt: Noch nicht. Aber seit die unsinnige Gebühr von 20'000 Franken für das Aufstiegsgesuch weggefallen ist, wäre es ein sehr seltsames Signal, das Dossier nicht einzureichen.
Doch realistischerweise ist Basel von einem ernsthaften Anlauf in Richtung Aufstieg noch mindestens zwei Jahre entfernt.

Mehr über die wahren Ambitionen des Verwaltungsrats wird uns erzählen, ob der auslaufende Vertrag mit dem Sportchef Kevin Schläpfer verlängert wird – er ist in dieser Organisation der grosse NL-Turbo.
HC La Chaux-de-Fonds: Verabschiedet sich Louis Matte mit einem Titel aus La Chaux-de-Fonds?
Nicola Berger sagt: Ja. Ohne Frage verfügt La Chaux-de-Fonds über das beste, tiefste Kader der SL.
Die Schwachstelle der letzten Jahre war die Abwehr, aber mit den Zuzügen von Tim Grossniklaus und Joel Scheidegger ist dieses Problem behoben worden. Vorne hat die Verpflichtung von Thibault Frossard eine ohnehin schon exquisite Offensive weiter veredelt.

Louis Matte wird den dritten Titel in vier Jahren holen und sich dann zu seinem Copain Chris McSorley nach Sierre verabschieden.
EHC Chur: Kann Chur noch einmal die positive Überraschung der Saison werden?
Nicola Berger sagt: Nein. Es war verblüffend, wie viel das Trainerduo Jan und Reto von Arx 2024/25 aus dieser limitierten Mannschaft herausgeholt hat.
Aber das Jahr der Bestätigung wird schwierig, auch wenn die Substanz im Kader angehoben wurde. Santiago Näf ist ein Top-Transfer, es ist erstaunlich, dass er in der NL keine Chance mehr erhalten hat.
Die Frage ist, ob die Klubleitung sich mit ihrem Hardliner-Kurs (keine Ausländer, ausser sie werden vom Partnerteam Langnau zwecks Re-Athletisierung zur Verfügung gestellt) tatsächlich einen Gefallen tut.
Der Unterschied zu den diversen Lizenzschweizern (Neckar, Dukurs, Marha, Melnalksnis) ist rein technischer Natur und in einer allfälligen Stunde der Not wäre temporäre ausländische Hilfe nicht verkehrt.

Aber der findige Sportchef Björn Gerhard wird schon Unterstützung via B-Lizenz finden, so wie 2024/25 mit Tim Muggli (Ambrì).
Das Wirken von Gerhard, 34, wird in der NL aufmerksam verfolgt: Er gehörte zu den Finalisten für die Besetzung der Sportchef-Vakanzen in Bern und Rapperswil.
GDT Bellinzona Snakes: Ist das Bellinzonas letzte Saison in der Swiss League?
Nicola Berger sagt: Ja. Bellinzona hat kein Geld, keine Perspektive und keine Fans. Je schneller die Verantwortlichen der Realität ins Auge blicken, desto besser.
Spätestens seit Ambrì die Kontrolle über das Team abgegeben hat, sind die Snakes ein hoffnungsloser Fall.
EHC Olten: Findet der EHC Olten zur Ruhe?
Nicola Berger sagt: Nein. Der EHC Olten und Ruhe, das schliesst sich ebenso aus wie die Stubete Gäng und guter Geschmack oder das Mittelland im November ohne Nebel.
Aber erfreulicherweise ist das sogar eine gute Nachricht. Es mag für die Beteiligten anstrengend sein, wenn ein Teil der Fanbasis gegen die Partnerschaft mit Biel rebelliert.

Wenn die Abschaffung der Power-Mouse an den Stammtischen heiss diskutiert wird. Doch das zeigt, dass Olten trotz all den Schwierigkeiten in der Swiss League lebt, pulsiert, bewegt.
Die tief verwurzelte Hockeykultur in der Stadt ist ein Segen für den Klub. Und mit Christian Wohlwend steht jemand an der Bande, der dafür sorgt, dass dieses faszinierende Biotop weiter gedeiht.
GCK Lions: Haben die GCK Lions die beste Mittelachse der Liga?
Nicola Berger sagt: Ja. Der flamboyante Luca Cunti, der im Herbst der Karriere nach Küsnacht zurückkehrt. Jarno Kärki, WENN (absichtlich gross geschrieben, denn es ist ein grosses wenn) gesund ein Top-Ausländer.

Mit dem NL-erprobten Jan Neuenschwander den vielleicht besten Defensivcenter der Liga. Dazu das Juwel Kimo Gruber, bei dem noch nicht klar ist, ob es seine Bestimmung auf dem Flügel oder als Mittelstürmer finden wird – nur, dass er alle Anlagen hat, morgen ein Star beim ZSC zu werden.
Das ist sehr viel Qualität – und sollte selbst bei konservativem Coaching für einen Platz unter den ersten 6 ausreichen.
HC Sierre: Kann Chris McSorley dem HC Sierre die Launenhaftigkeit austreiben?
Nicola Berger sagt: Nein. Der Captain heisst immer noch Maxime Montandon und die Frage, was stärker aus der Zeit gefallen ist, die Abwehr oder die Grabenhalle, könnte einen Gelehrtenstreit entfachen.
Wir prophezeien eine Saison wie so viele zuvor: Mit munteren Heimsiegen gegen La Chaux-de-Fonds und Basel. Und peniblen Auswärtsniederlagen in Arosa und Bellinzona.

Noch sind sie verschmerzbar, der Stadionneubau («Valais Arena») und der dann avisierte Aufstieg sind noch ein paar Jahre entfernt.
HC Thurgau: Kann sich der Nonkonformist Anders Olsson in Thurgau für höhere Aufgaben empfehlen?
Nicola Berger sagt: Ja. Anders Olsson hat es gewagt, den HC Thurgau neu zu denken. Die Ära der Arbeitssiege, des effizienten, aber höchst unattraktiven Verweigerungshockeys unter Stephan Mair (und mit Abstrichen auch Markus Akerblom) ist vorbei.

Thurgau hat 2024/25 144 Tore erzielt, so viele wie seit 2013/14 unter Christian Weber nicht mehr. Und Olsson hat den HCT um zahlreiche frische Ideen bereichert, auch im Bereich der Teamführung.
Der Schwede hatte in der NL schon als Assistenztrainer des EHC Biel Bewunderer, es ist angesichts seiner vorzüglichen Arbeit in der Güttingersreuti nicht auszuschliessen, dass sich ein NL-Klub um ihn bemüht.
EHC Visp: Vermag Luca Gianinazzi in Visp das Erbe von Heinz Ehlers verwalten?
Nicola Berger sagt: Nein. Luca Gianinazzi braucht nach seinem verunglückten Lugano-Intermezzo Siege – und scheint das auch zu wissen.
Das Eistraining in Visp begann sehr früh, es ist zu vernehmen, dass der Umfang und die Intensität der Einheiten in der Vorbereitung signifikant höher waren als unter Heinz Ehlers.

Aber es ist eine undankbare Aufgabe, einen Meistertrainer zu beerben, man hat als Nachfolger schlechte Argumente, Dinge zu verändern, wenn die Methodik im Vorjahr ja offenkundig funktioniert hat.
Und im Visper Kader gibt es zu viele Fragezeichen, allen voran zwischen den Pfosten, wo Juho Markkanen (der Sohn von Jussi Markkanen) wenig Vertrauen erweckt.
EHC Winterthur: Gelingt es Markus Studer, den EHC Winterthur Klub endlich zu stabilisieren?
Nicola Berger sagt: Ja. Eishockey in Winterthur bleibt ein zartes Pflänzchen. Aber mit der Rückkehr von Studer, der den EHCW 2015 in die NLB geführt hatte und ein Jahr später aus wirtschaftlichen Gründen (der Sponsor Zielbau brachte Michel Zeiter als Trainer mit) einigermassen stillos entlassen wurde, schliesst sich ein Kreis.

Und womöglich können mit seinem Comeback ja die Höckey-Götter milde gestimmt werden, die mit dem «Studer-Fluch» dafür sorgten, dass dieser Mannschaft in den letzten Jahren stets im unpassendsten Moment die Nerven versagten.