Dylan Weber: «Es hat mich sofort gepackt»

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Das Eishockey liegt Dylan Weber im Blut. Auch ohne Spielerkarriere wie Vater Christian Weber, hat der 30-Jährige als Schiedsrichter eine Erfüllung gefunden.

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Die grosse Spielerkarriere blieb Dylan Weber verwehrt. Nun ist er als Schiedsrichter tätig und hat damit den passenden Ersatz gefunden. - Marcel Bieri

Christian Weber war eine fixe Grösse in unserem Eishockey, stürmte mit dem HC Davos und den ZSC Lions zu Meistertiteln, wurde danach Trainer unter anderem bei den ZSC Lions, in Langnau und Rapperswil und ist aktuell als Sportchef in Winterthur tätig.

Wie so oft fiel dann auch bei ihm der Apfel nicht weit vom Stamm. So schickte sich auch sein Sohn Dylan an, auf dem Eis für Furore zu sorgen. Er hatte bereits den Sprung in die damalige NLB geschafft, stürmte für den HC Thurgau – und musste dann seine Karriere beenden, ehe sie so richtig begonnen hatte.

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Christian Weber (l.) konnte mit dem HC Davos und den ZSC Lions Meistertitel als Spieler gewinnen. Sohn Dylan (r.) blieb die grosse Spielerkarriere verwehrt. - Marcel Bieri

Verantwortlich waren eine schwere Schulterverletzung und damit verbunden Probleme mit der Versicherung, sodass er einen Schlussstrich zog.

Durch Höhen und Tiefen

«Ich litt während meiner Eishockeykarriere sehr oft an Verletzungen und musste mich zurückkämpfen. Vor allem auch dann, als ich bei Thurgau eigentlich schon Profi war und nebenbei nicht mehr gearbeitet habe.»

Auch der Rücktritt und der lange Kampf mit der Versicherung waren anstrengend und zermürbend. Die schwerste Zeit seines Lebens. Oder wie er sagt: «Ich musste untendurch, mental und körperlich, aber ich habe mich gut erholt. Ja, diese Zeit hat mich geprägt.»

Dylan Weber gab nicht auf, wollte auch nach seinem Rücktritt Ende 2015 sofort arbeiten, begann eine Ausbildung zum Fitnessinstruktor, realisierte aber, dass ihm dies zu eintönig ist.

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Dylan Weber treibt lieber selber gern Sport, als ihn an andere weiterzugeben. - Marcel Bieri

«Ich merkte, dass ich Sport lieber selber treibe, als ihn anderen weiterzugeben.» Durch seinen bei der Helsana arbeitenden Bruder gelang ihm der Quereinstieg ins Büro und ins Versicherungswesen.

Es war irgendwie ein Zeichen des Schicksals, das Dylan Weber so kommentiert: «Ich habe wegen einer Versicherung und eines Unfalls mit dem Eishockey aufgehört und arbeite heute für die Zurich Versicherung im Bereich Unfallversicherung bei komplexen Schadenfällen.

Mein Unfall hat mich so geprägt, die versicherungstechnischen Hintergründe haben mich so interessiert, dass ich mich in diesem Bereich weitergebildet habe.»

Begeisterung bei der Premiere

Und dann, vor ziemlich genau zwei Jahren, wurde er wieder mit dem Hockey-Virus infiziert. Joshua Blasbalg, einst ein Teamkollege bei Thurgau, war schon länger als Schiedsrichter tätig und versuchte regelmässig, auch Weber dafür zu begeistern.

«Am Anfang musste ich lachen, denn ich hatte als Spieler die Schiris nie besonders gerne, obwohl ich nicht viel mit ihnen zu tun hatte», sagt Dylan Weber.

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Dylan Weber hat Spass wieder auf dem Eis zu stehen. - Marcel Bieri

«Irgendwann hatte ich meine Verletzung und die ganze Geschichte aber weggesteckt, mir ein neues Standbein aufgebaut und war bereit, nochmals etwas Neues in Angriff zu nehmen.»

Als er dann erstmals wieder auf dem Eis stand, mit Joshua Blasbalg ein Juniorenspiel leitete, habe es ihm unheimlich Spass gemacht: «Es hat mich sofort gepackt. Natürlich kann man es nicht jedem recht machen, doch das ist einfach so, und ich möchte dem Sport etwas zurückgeben. Es macht mir enormen Spass!»

Sein Weg führt nun definitiv nach oben, zuletzt war er im Drei-Mann-System als Head in der 1. Liga in der Ostschweiz im Einsatz, wobei dazu auch U20 Top, U17 Elit und die Post-Finance Women’s League gehören.

Er habe definitiv seine neue Bestimmung gefunden, so Weber, der nun höhere Ziele verfolgt. «Wenn es irgendwie möglich ist, würde ich das Schiedsrichterwesen gerne zu meinem Beruf machen, Profi oder Halb-Profi werden.

Wenn der Verband mich unterstützt und in mir dasselbe Potenzial sieht wie ich, sehe ich keine Hindernisse. Ich werde auf jeden Fall hart arbeiten und mein Bestes geben.»

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Dylan Weber kann sich nun wieder mit anderen über Eishockey austauschen. - Marcel Bieri

Am meisten Spass mache es ihm, mit den Spielern auf dem Eis zu sein, wieder über Hockey reden zu können.

Er würde zwar gerne wieder mal ein Tor schiessen, diesen Moment geniessen, selber zu spielen reize ihn aber nicht: «Ich will nicht Spiele beeinflussen, sondern dabei sein.» Und auch Einsätze im Frauen-Eishockey machen Spass, sagt Dylan Weber.

«Man darf es keinesfalls unterschätzen. Körperkontakt ist zwar untersagt, doch viele Frauen wünschen ihn sich dennoch und da ist die Schwierigkeit, den passenden Massstab zu finden, der über die ganze Liga hinweg angewendet wird.»

Referees statt Spieler im Auge

Das Schiedsrichterwesen ist also die ideale Lösung für ihn, zumal die Verletzungsgefahr viel kleiner ist. Und Herausforderungen muss er auch als Referee meistern.

Der Druck wird in seinen Augen grösser, je höher das Niveau ist, auf dem man im Einsatz ist. Und weil er als Schiedsrichter noch relativ unerfahren sei, gehe es auch darum, in jedem Spiel dazuzulernen, Dinge kennenzulernen, mit unerwarteten Dingen umzugehen.

«Wichtig ist, hinter seinem Entscheid zu stehen», so Weber, der zuletzt im Durchschnitt zwei Spiele pro Woche geleitet hat und neben seinem 100-Prozent-Pensum bei der Arbeit auch Zeit fürs Selbststudium und den Besuch von Spielen investiert.

Er sagt: «Früher habe ich in den Stadien auf die Spieler geachtet, heute auf die Referees.»

Nun will er diesen Weg Schritt für Schritt weitergehen, sich verbessern, indem er beispielsweise die verteilten Strafen reflektiert. «Denn man kann es immer besser machen, kein Spiel ist perfekt, weder von einem Spieler, noch von einem Schiedsrichter oder Trainer.

Generell muss ich mich wohl überall ein wenig verbessern, denn sonst wäre ich ja bereits ganz oben angelangt», so Weber, der auch dankbar für Feedbacks und Kritiken von Inspizienten oder seinem Vater ist.

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Leitet Spiele der 1. Liga in der Ostschweiz, kommt aber auch bei der U20 Top, U17 Elit und in der PostFinance Women’s League zum Einsatz. - Marcel Bieri

Wohin Dylan Weber der Weg in seiner neuen Eishockeykarriere führen wird, ist offen. Doch er wird alles dafür tun, es so weit wie möglich zu bringen. Natürlich würde er auch gerne internationale Spiele leiten.

«So weit, wie die Swiss Ice Hockey Federation mit mir gehen möchte, so weit gehe ich auch mit. Meine Passion ist nun im Schiedsrichterwesen. An meiner Bereitschaft liegt es nicht», erklärt er.

Sein erstes Hauptziel sei es, ein Spiel der Sky Swiss League zu pfeifen, und dann schaue er gerne weiter.

Als Spieler war der Sprung auf die grosse Bühne einst ein realistischer Traum, schliesslich spielte er im Nachwuchs mit heutigen Stars wie Denis Malgin, Pius Suter oder Jonas Siegenthaler.

Nun lockt das Rampenlicht als Referee, wobei er auch da schon erste Erfahrungen sammeln konnte.

Im Rahmen des Spengler Cup 2024 leitete Dylan Weber am 30. Dezember in Davos das Spiel der PostFinance Women’s League zwischen den HCD Ladies und Fribourg-Gottéron, das die Gastgeberinnen mit 6:2 für sich entschieden.

Vor stattlichen 1096 Zuschauenden, darunter auch Vater Christian Weber, der seinem Sohn danach ein gutes Zeugnis ausstellte.

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