Fribourg-Gottéron: Linden Vey – Ein Gewinn für alle Beteiligten

SLAPSHOT
SLAPSHOT

Mit dem Wechsel im November erhielt Fribourg-Gottéron mit Stürmer Linden Vey eine Verstärkung, und der Kanadier einen Ort, um Beruf und Familie zu kombinieren.

Linden Vey Fribourg-Gottéron
Linden Vey ist im November vom russischen KHL-Klub Avangard Omsk zu Fribourg-Gottéron gewechselt. - keystone

Linden Vey, 33 Jahre alt, weiss, wie man Titel gewinnt. Er gehörte 2018 zur Meistermannschaft der ZSC Lions, gewann in der Saison darauf mit ZSKA Moskau den Gagarin Cup und war in der vergangenen Altjahreswoche Teil des Teams von Fribourg-Gottéron, das mit dem Spengler Cup den ersten Titelgewinn in der Klubgeschichte feierte.

Seine Verpflichtung hat sich für die Freiburger gelohnt, die damals, im November 2024, noch in der Krise steckten und weit weg von Titeln und Triumphen waren.

Später hat das Team von Lars Leuenberger das Playoff-Ticket doch noch gelöst und trifft im Viertelfinal auf den SC Bern – ein Derby, das im Vorfeld Spannung und Spektakel garantierte.

Linden Vey
Linden Vey (r.) steht seit November für Fribourg-Gottéron auf dem Eis. Hier im Bild gegen PostFinance Top Scorer Daniel Vozenilek vom EV Zug. - PostFinance/KEYSTONE/Alexandra Wey

Dass Gottéron das Feld von hinten aufrollte und es bis auf Rang 6 reichte, ist ein Zeichen für die Klasse, die im Team steckt, dass das Timing im Hinblick auf die wichtigste Zeit in der Saison stimmt und auch eine Warnung an die Gegner.

«Wir konnten beim Spengler Cup ein neues Kapitel beginnen, die Seite umdrehen, aber ich kann nicht sagen, was zuvor anders war», erklärt Linden Vey, der in 31 Spielen der Regular Season 22 Skorerpunkte realisierte (4 Tore, 18 Assists) und mit einem Durchschnitt von 0,71 Punkten pro Spiel hinter den Schweden Marcus Sörensen (0,96 Punkte) und Lucas Wallmark (0,87) der drittproduktivste Spieler seines Teams war.

«Nun kommt die Zeit, in der man das beste Hockey spielen sollte und hoffentlich gelingt uns dies in den nächsten Wochen.»

Spengler Cup als Gamechanger?

Der Spengler Cup könnte sich bei Gottéron tatsächlich als Gamechanger entpuppen. Als den Ort und den Zeitpunkt, als es gelang, die Weichen in Richtung Erfolg zu stellen.

«Es ist schon erstaunlich, was Vertrauen mit einer Gruppe machen kann», erklärt der Kanadier. Die Erwartungen in Fribourg seien sicher gross gewesen und als es nicht wunschgemäss lief, sei das Vertrauen wohl verschwunden.

«Der Sieg am Spengler Cup hat dann jedem einzelnen Spieler Vertrauen zurückgebracht, und deshalb konnten wir uns in der Tabelle auch weiter nach vorne arbeiten.»

Spengler Cup
Fribourg-Gottéron hat 2024 den Spengler Cup gewonnen. - keystone

Der Erfolg und die Fortschritte machten selbstverständlich Lust auf mehr. Oder wie Linden Vey sagt: «Immer wenn man gewinnt, dieses Gefühl kennenlernt, will man es als Sportler weiterhin haben. Wir wissen, dass wir mit allen Teams der Liga mithalten können, was enorm wichtig ist.»

Und der Kanadier selber weiss wie bereits erwähnt, was es braucht, um Pokale in die Höhe zu stemmen. Welche entscheidende Rolle die richtige Mentalität hat, um in den Playoffs Schritt für Schritt vorwärtszukommen.

«Es ist ein langer Weg bis zu einem Titel. Die Unterschiede sind so klein, alle Teams sind so nahe beieinander. Das Vertrauen und der Glaube in den Mitspieler sind enorm wichtig. Ich denke, dass dies bei uns nun besser wurde. Und wenn wir das nun beibehalten können, sind für uns weitere Erfolge möglich.»

Ein intensiver Anfang

Linden Vey hat sich gut eingelebt an der Saane. Die Anfänge bei Gottéron waren mit der Meisterschaft, der Champions Hockey League und dem Spengler Cup sehr intensiv, doch danach wurde nur noch auf einer Hochzeit getanzt.

«Es ist grossartig! Das Eishockey ist sehr gut, und wenn man öfter gewinnt, fällt auch alles leichter. Und nun gehen wir in den schönsten Teil der Saison», erklärt Vey, der mit seiner Frau und seinen drei Söhnen in die Schweiz gekommen ist.

«Da wird es daheim nie langweilig. Das ist sehr intensiv, aber es ist auch eine sehr aufregende Zeit mit den Kindern», sagt er.

Der Kanadier hat aus persönlichen Gründen, auf die er jedoch nicht näher eingehen will, vom russischen KHL-Klub Avangard Omsk zu Gottéron gewechselt.

Linden Vey
Jakob Lilja (Mitte) jubelt zusammen mit Linden Vey nach seinem Tor gegen die SCL Tigers. PostFinance Top Scorer Harri Pesonen (l.) hat das Nachsehen. - KEYSTONE/Anthony Anex

Und wie so mancher Importspieler schwärmt er von der Work-Life-Balance, die gerade auch für Eishockeyprofis in der Schweiz in Kombination mit dem Salär zu einem äusserst attraktiven Paket wird.

Er sagt: «Es ist sicher schwierig, diese Möglichkeiten woanders zu bekommen. Man muss wenig reisen, die Distanzen sind kurz, man verbringt keine Nächte in Hotels, hat oftmals am Sonntag frei, einen sehr angenehmen Zeitplan. Es ist so möglich, ein guter Mann und Vater zu sein und gleichzeitig auf einem sehr hohen Niveau Eishockey zu spielen.»

Auch Gottéron als Klub hat es dem 33-Jährigen angetan. «Grossartig» sei es hier, sagt Linden Vey. Alle hätten ihn mit offenen Armen empfangen. Der Klub habe eine wirklich leidenschaftliche Fan-Basis, die vieles leichter mache.

«Und das Team verfügt über enormes Potenzial, konnte es am Anfang aus welchen Gründen auch immer aber nicht wie gewünscht abrufen. Ich hatte dann die Möglichkeit, zu Gottéron zu kommen, und das war für mich perfekt.»

High-Level-Hockey

In seiner Karriere stürmte Vey viele Jahre in der KHL. Es scheint, als sei diese Liga wie gemacht gewesen für ihn.

«Der Stil hat sich geändert in den letzten Jahren, wurde immer nordamerikanischer. Die Grösse des Spielfeldes ist wie in der NHL, meine Jahre in der KHL waren grossartig», liefert er eine Begründung.

Das Niveau könne man aber nur schwierig mit jenem in der National League verglichen werden, «denn Eishockey auf dem kleinen und dem grossen Feld sind unterschiedlich», so Vey.

Und: «Auf dem kleinen Feld geht alles schnell, auf dem grossen hat man mehr Zeit. Aber es ist High-Level-Hockey in der Schweiz, deshalb ist es auch sehr attraktiv für Imports und das macht es schwierig, einen Platz in einem Team zu finden.»

Spengler Cup Linden Vey
Der Wechsel von Linden Vey zu Fribourg-Gottéron wird nicht nur durch den Erfolg am Spengler Cup von allen Beteiligten als Erfolg gesehen. - KEYSTONE / Melanie Duchene

Linden Vey hat viel von der Eishockeywelt gesehen, stand unter anderem auch eine Saison in der DEL bei den Adler Mannheim unter Vertrag, die er ebenfalls als grossartige Organisation bezeichnet.

So wie Gottéron, wo er sich so wohl fühlt, wo es ihm und seiner Familie gefällt. Den Entscheid, hier als siebter Ausländer anzuheuern, bereut er jedenfalls keine Sekunde.

Er sagt: «Der Verein behandelt mich und meine Familie unglaublich zuvorkommend.» Auch der Zusammenhalt in der Mannschaft sei aussergewöhnlich, jeder kümmere sich um den anderen.

Bemerkenswert ist natürlich auch, wie es unter Coach Lars Leuenberger gelang, den Schalter umzulegen, was zum Sieg am Spengler Cup und zur Playoff-Qualifikation führte.

Tatsächlich, eine neue Stimme und eine neue Philosophie können viel ändern und teilweise wahre Wunder bewirken.

«Wir glauben an unsere Qualitäten und wissen, dass wir jedes Spiel gewinnen können», erklärt Linden Vey, der gleichzeitig darauf hinweist, wie eng die Teams in der National League beisammen sind.

«Schauen Sie sich diese Liga an. Der Qualitätsunterschied zwischen den Teams ist so gering, dass es in jedem Spiel ein sehr schmaler Grat ist und kaum eine Fehlermarge vorhanden ist.»

Auch in Zukunft am liebsten in der Schweiz

Die Details werden in den Playoffs über Sieg und Niederlage entscheiden – und so vielleicht auch über Linden Veys Zukunft.

Sein Vertrag läuft am Saisonende aus, und Gottéron hat mit Marcus Sörensen, Lucas Wallmark, Jacob de la Rose und Patrik Nemeth (kommt vom SCB) sowie den noch nicht offizialisierten Zuzügen von Michael Kapla (Rögle BK) und Henrik Borgström (HV71 Jönköping) seine sechs Ausländerpositionen bereits besetzt.

Linden Vey
Ob Linden Vey (r.) auch nächste Saison für Fribourg-Gottéron auf dem Eis steht, ist noch nicht entschieden. - KEYSTONE / Til Buergy

Der Kanadier nimmt das gelassen und sagt, dass er noch über keine konkreten Zukunftspläne verfügt: «Ich war nie jemand, der zu weit in die Zukunft schaute, und mein Fokus liegt nun auf dem Rest dieser Saison.

Aber ja, es wäre grossartig, in der Schweiz bleiben zu können.» Jetzt geniesse er zuerst die weitere Reise mit Gottéron und wolle die Meisterschaft erfolgreich beenden, alles andere ergebe sich dann von selbst», sagt Vey, der auf die Feststellung, dass der Titelgewinn für eine Zukunft in der Schweiz hilfreich wäre, schmunzelnd antwortet: «Das ist der Plan. Für die Familie und um Eishockey zu spielen, gibt es keinen besseren Ort.»

Mehr zum Thema:

Weiterlesen