Marc Gianola: «Der Spengler Cup ist mehr als PR»

Nicola Berger
Nicola Berger

Der Turnierdirektor Gianola wagt den Ausblick auf den 96. Spengler Cup. Und verrät, warum Jaromir Jagr auch im letzten Jahr seiner Karriere nicht aufläuft.

SLAPSHOT Marc Gianola
«Ich freue mich, wenn wir eine weitere Ausgabe ohne Probleme und Unfälle über die Bühne gebracht haben. Und daneben natürlich über gutes Eishockey», sagt Marc Gianola. - KEYSTONE/Gian Ehrenzeller

SLAPSHOT: Mit den Straubing Tigers nimmt erstmals seit 2018 wieder ein DEL-Team am Spengler Cup teil. Wie kommt das?

Marc Gianola: Wir haben in diesem Jahr eine etwas andere Konstellation, einen neuen Mix. Straubing ersetzt ja eigentlich Frölunda. Wir stehen mit der schwedischen Liga in regem Austausch. Es gibt viele schwedische Teams, die gerne nach Davos kommen würden. Das Problem ist der Spielplan, die Liga muss zustimmen, dass zwei Teams während des Spengler Cup pausieren.

Auf diesen Entscheid warten wir. Und sind sehr glücklich darüber, dass dieses Jahr Straubing dabei ist. Die DEL hat einige Kandidaten benannt. Und Straubing ist mit seinem grossen Enthusiasmus herausgestochen. Ich denke, dass diese Begeisterung auf dem Eis zu sehen sein wird.

SLAPSHOT: Sie sprechen den Spielplan in Schweden an. Auch in der Schweiz ist die Diskussion darüber, ob die National League während des Spengler Cup pausieren soll, ein Dauerbrenner. Zuletzt fand sogar der HCD-Präsident Gaudenz F. Domenig, dass das nicht mehr unbedingt zwingend ist.

Gianola: Der Vertrag läuft noch zwei Jahre, der TV-Vertrag übrigens auch. Das Thema steht aktuell also nicht zuoberst auf der Traktandenliste. Aber grundsätzlich finde ich: Wieso etwas verändern, wenn es für alle Beteiligten gut funktioniert?

SLAPSHOT: Haben die positiven Erfahrungen der Schweizer Teilnehmer in den letzten Jahren – Ambrì, Lugano und Servette – die Suche nach einem zweiten NL-Team erleichert?

Gianola: Da hatten wir eigentlich nie Probleme. Es gibt immer eine Organisation, die das Schaufenster Spengler Cup gerne nutzt. Bei Gottéron war es so, dass wir angefragt wurden. Normalerweise regeln wir das erst nach dem Turnier, aber Ambrì 2023 war ein Spezialfall, weil wir ja wussten, dass sie selbst bei einem Turniersieg nicht noch ein viertes Mal in Folge antreten würden.

Also haben wir die Teilnahme Gottérons früh fixiert. Es ist ja eine Rückkehr, unter anderem war Fribourg schon 1992 mit Bykov/Chomutov bei uns. Als einziger Schweizer Teilnehmer übrigens – der HCD spielte damals in der NLB.

SLAPSHOT: Bykov und Chomutov waren Superstars. Dieses Jahr war die letzte Gelegenheit, um Jaromir Jagr an den Spengler Cup, der seine Karriere 2025 beendet. Hat man da nicht eine einmalige PR-Chance vergeben?

Gianola: Der Spengler Cup ist mehr als PR, hier treten nicht die Harlem Globetrotters auf. In der Geschichte des Turniers waren viele Stars bei uns. Und es gab auch immer wieder grosse Namen, die sagten: Einmal möchte ich den Spengler Cup spielen.

Ich weiss nicht, wieso es bei Jagr nie geklappt hat, wir stellen die Teams nicht zusammen. Aber wer hier antritt, tut das, um zu gewinnen. Und da ist er mit 52 bei den Managern vielleicht nicht mehr die erste Wahl.

SLAPSHOT: Mit Antrittsgeld und einer potenziellen Siegprämie lässt sich in Davos auch Geld verdienen.

Gianola: Ja, wir zahlen 80'000 Franken Antrittsgage. Und der Sieger erhält 150'000 Franken. Die Reisekosten sowie Kost und Logis übernehmen wir.

SLAPSHOT: Mit Roman Cervenka findet ein anderer tschechischer Nationalheld den Weg nach Davos.

Gianola: Ja, ich sehe Pardubice sogar noch ein bisschen stärker als im Vorjahr. Das ist eine sehr ambitionierte Organisation mit grossen Visionen. Der Besitzer lässt in der Stadt nach New Yorker Vorbild das grösste Hockey-Stadion Europas bauen. Das ist spannend.

Bei den tschechischen Teams ist die Handhabung so, dass wir es im Prinzip ihnen überlassen, ob sie ein zweites Mal antreten möchten. Pardubice hat es 2023 so gut gefallen, dass sie dieses Angebot dankend annahmen.

SLAPSHOT: Auch der Turnier-Spielplan ist immer wieder Gegenstand von Diskussionen. Ist es nicht ein enormer Vorteil, wenn man am 26. Dezember spielen kann? Wer am 27. beginnt, muss je nach dem fünf Spiele in fünf Tagen bestreiten.

Gianola: Ich halte das für überbewertet. Die meisten Teams reisen mit fünf Blöcken an, mit einem 28er-Kader, bei gutem Coaching ist die Belastung verkraftbar. Es gibt bei der Spielplangestaltung gewisse Parameter, die gegeben sind.

Weil sich das Team Canada aus vielen Spielern der National League speist und die Belastung dosiert werden soll, beginnt es immer am 26. Und der HCD wird in die gleiche Gruppe eingeteilt – das ist ein Wunsch der TV-Partner, weil diese Afiche einfach sehr attraktiv ist. Was die übrigen Einteilungen angeht, sind wir relativ frei.

SLAPSHOT: Wie läuft der Vorverkauf?

Gianola: Noch ein bisschen besser als 2023. Wir gehen von einer Auslastung zwischen 98 und 100 Prozent aus. Direkt nach der Corona-Pandemie hatten wir beim Ticketverkauf etwas Mühe, seither erleben wir glücklicherweise aber wieder grossen Zuspruch.

SLAPSHOT: Gibt es Eishockey-Liebhaber, die aus weiter Ferne anreisen?

Gianola: Natürlich die Fans der ausländischen Teilnehmer. Aber in Kanada gibt es einen Veranstalter, der eine Kombireise an die U20-WM und an den Spengler Cup anbietet. Dieses Paket ist sehr beliebt.

SLAPSHOT: Gibt es etwas, worauf Sie sich persönlich freuen?

Gianola: Ich freue mich, wenn wir eine weitere Ausgabe ohne Probleme und Unfälle über die Bühne gebracht haben. Und daneben natürlich über gutes Eishockey. Das ist wichtiger, als grosse Namen auf dem Eis zu haben.

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